Erich Bonsiepen an Willi Büse, 22. Oktober 1941

Rußland, den 22. Okt. 1941

Lieber Dotz!

Ich habe eine Bitte an dich! Ich schrieb Dir sicher schon öfter über meinen Kameraden "Hermann" in unserer Batterie. Er hat sich Pfingsten verlobt, weil wir danach nach Russland auszogen, konnte ich nichts passendes für seine Verlobung aussuchen. Ich will es jetzt nachholen, nachdem wir in Rußland etwas zur Ruhe gekommen sind. Ein Buch über Rußland zu schicken, geht nicht, da nur 100 gr. zugelassen sind. Das Buch mußt Du also mit beiliegendem Brief an seine Braut in Leipzig schicken. (Ich selbst lernte seine Braut mal in Berlin kennen u. heute schreiben wir uns dann u. wann.) (...weite Anweisungen zum Verschicken...) Als Buch dachte ich von Bützeler "Die Kunst im Heim" od. wenn vergriffen "die christl. Kunst des Abendlandes". Ich glaube es paßt ganz gut zu diesem Zweck.

Dann habe ich noch eine Bitte. Ich muß mich langsam für Weihnachten eindecken. Die Post geht sehr lange. Schick mir doch bitte umgehend 20 Weihnachtskarten (Kunstkarten). Du weißt was ich meine.

Dann bekommst Du Geld von mir. Ich habe Dich in den letzten Monaten häufiger gebeten, für mich Dinge zu besorgen. Schreibe doch darüber, wir können jetzt von Russland Geldanweisungen schicken. Schreibe auch über die finanziellen Dinge für die Gabe zur Primiz u. Hochzeit.

Schrieb überhaupt mal, hab lange nichts von Dir gehört.

Wir haben jetzt etwas Ruhe u. liegen in Staroga Russa südl. vom Illmensee. Zum ersten Mal in Rußland haben wir ein festes Dach über dem Kopf. Der Raum ist ganz behaglich.

Dir Heil u. Gruß

dein Erich