Erich Bonsiepen an Willi Büse, 15. Dezember 1941
den 15. Dezember 1941
[…].... deinen Gruß. Für alles danke ich Dir, für .... Weihnachtskarten. Mit der nächsten Feldpostgeldsendung ... einstweilen den 4 RM für die Karten. Ich habe .... Dir zu schreiben, was Du von mir für Geld bekommst. .... (Ich hau Dich sonst um!)
Und nun Dein letzter Brief. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, seitdem Steele und selbst Essen in den letzten Monaten fast restlos geschwiegen hat. Nur Hilde schriebt regelmäßig u. Pitter Rönz, dazu noch Heinr. Vogel(!). Es hatte den Eindruck, als habe die Heimat sich damit abgefunden, sich nun langsam aufzugeben. (Übrigens hatte ich diesen Eindruck nicht alleine. Denn verschiedene Kerle schrieben es mir von draußen.) Es erfüllt uns immer mit einer leichten Wehmut, wenn Die Post kommt, u. ausgerechnet von dem, wovon man am meisten erwartet, ist nichts dabei. Es geht nun einmal nicht, daß wir die Dinge der Heimat ganz ausschalten, um nur der harten Gegenwart des Krieges zu leben(?). Wir sind dazu mit den ganzen Dingen ??? sehr verbunden. - Ich weiß, daß wir daheim so schnell nicht vergessen sind u. daß Ihr oft und viel an uns hier draußen denkt. Aber dieses genügt in den ruhigsten Stunden nicht immer. Wir sind nun einmal Menschen (Gott sei Dank!) u. hängen an diese äußeren Dinge.
Lieber Dotz, fasse es bitte nicht als Vorwurf auf, ich weiß, es könnte leicht so aussehen. Ich bin nun einmal gewohnt u. tue es auch heute noch gern, daß ich die Dinge so nenne, wie sie sind. Ich weiß, daß Du mich da verstehst. - Besonders denke ich an Hugo u. Willi Antkowiak, die noch mehr auf Post von Euch warten. Willi schreibt jeden Brief "was macht die Gemeinschaft" u. "grüß ... daheim". Ich bemühe mich dann, ihm alle Dinge, selbst ..... nur andeutungsweise erfahren habe, mitzuteilen. ... mir gerade noch ein: Einzelheiten von der Primiz, .... sind mir hie draußen nie bekannt geworden u. .... wir wirklich auf Nachricht. Aber wer hätte davon
schreiben sollen? Hans selbst schwieg ... 14 Tagen. - Ich weiß, daß das Maß ... in der Heimat oft das unsrige übersteigt .... schwieriger ist, diese Dinge zu tun. Also nochmals, nimm es mir nicht übel, daß ...., daß es einmal geschrieben werden mußte, ... im Hinblick auf die, die draußen auf Post warten.
Also nun, habe ganz herzlichen Dank für Deinen Gruß. Prächtig ist das Foto von Philipp. Du hast schon recht, man müßte von allen Knaben u. auch den Mädchen ein solches Foto haben. Vielleicht ist es der Anfang. Sie doch mal zu, ob Du die Sache erweitern kannst.
Du schreibst, daß Du die Buchübersendung noch nicht hast machen können. Man schrieb mir schon von verschiedenen Verlagen, wo ich Bücher bestellte, daß es "dünn" aussieht. Sie also mal zu ob Du ein anderes Buch von Lützeler [Vermutlich Heinrich Lützeler?] bekommen kannst. Weißt Du die Sache ist so, die beiden sind evangelisch. Der Freund stammt aus einer schwäbischen Pfarrersfamilie. Beide stehen teilnehmend zu unserer kath. Sache. Die lasen mit mir die Predigten vom Bisch. von Münster u. sonstige Schriebe. Ich möchte Ihnen jetzt nun eine Sache schenken, die nicht rein kath.-theologischen Charakter hat, aber doch von unserer christl. kath. Sache spricht. Ich dachte ja schon mal an den Paulus von Holzner. Oder setze Dich mal mit Hans zusammen, vielleicht muß der Rat, vor allen Dingen von den Sachen, die noch zu bekommen sind.
Noch eins. Ich benötige einen Taschenkalender für 1942. Weißt Du, etwa so eine Sache, wie früher unsere Kalender vom Jugendhaus waren. Bei den Tagesspalten muss etwas Platz sein, da es viele Eintragungen zu machen gibt. Versuch doch mal einen zu bekommen und schick ihn mir zu.
... stark beeindruckte, will ich Dir noch schreiben. ... nun schon wieder in ???. Es war ... Gelegenheit "Land u. Leute" näher zu ... wieder die Suche nach einem Klavier, ... Freund spielen wollte. In der Nähe der Stellung ... eins. Wir entdeckten dabei, daß hier ein ganz prächtiges Völkchen wohne. Ihre Kultur war viel entwickelter als die in den Dörfern, die wir bisher kennen lernten. Sicher macht sich hier die Nähe von Petersburg bemerkbar. Ich hatte das Gefühl, daß sich dieser Stamm äußerst gut gehalten hat. Man lud uns ein, an den Abenden mal zu kommen. Wir sagten zu. An jenen Abenden nun lernten wir die Volksleute etwas kennen. Die Hausgemeinschaft hatte sich festlich angezogen und saßen in der Stube, wir setzten uns dazwischen. Ein feines Mädchen spielte fabelhaft auf der Gitarre u. die übrigen sangen dazu. Es waren ??? russ. Volkslieder, die so voll Starre(?) und Wehmut sind und doch so herrlich ??? u. klangvoll. Immer wieder mußten die Mädchen singen. Die Lieder sprachen von Sibirien und von der Sehnsuch zur Freiheit. Immer wieder klang es durch. - Das Land hat so ungeheuer viel mitgemacht. Erst die lange Tataren-Herrschaft, die Zaaren-Herrschaft, dann der Bolschwismus und dann der Krieg, wo wieder alle Güter zerstört werden. -
Die Mädchen tanzten noch russische Volkstänze und selbst der ???vater tanzte einen "Solo". War es da ein "Verbrechen", wenn wir als Abschluss mit den Mädchen noch tanzten? Und siehe da, unser deutscher Walzer u. Polka waren geläufig. - Und nun sollen wir wiederkommen. - -
Immer mehr denkt man sich in die Dinge des Ostens hinein. Man lernt ihre Eigenarten kennen, die so herrlich zum Land selbst passen. Es ist eben ein Gleichklang ... "Land u. Leute". Die Kameraden "lästern" weil ich mich so stark für diese Dinge interessiere. Eine meinte
um deutsche Mädchen hätte ich mich .... gekümmert, aber hier seien ...
Der Osten beschäftigt uns immer mehr. Er ... Leute einmal entscheidend sein. Aber wie ... dieses Land gewinnen werden? Es genügt ... wenn dieses Land mit den Waffen besiegt ist, die ... Fragen müssen vielmehr volksbundmäßig gelöst werden. Soll dieses ganze Land später restlos unter deutschem Einfluß stehen od. gar unter deutscher Herrschaft? Fragen, die uns beschäftigen! -
Das Land ist fast völlig zerstört u. müßte neu aufgebaut werden. Doch wenn man daran geht, müßte man erst die Menschen kennen lernen, müßte mal mit den Menschen leben, um ihnen nicht Dinge hinzusetzen, die mit ihrem Innersten nichts zu tun haben. Es ist das gewaltigste Problem des Aufbaus überhaupt, viel größer, als die innerdeutsche Sache. Wenn sie aber richtig verstanden und angepackt wird, dürfte keine Arbeit lohnender sein. Wir wissen nicht, was der Osten für uns persönlich noch für eine Rolle spielt. Wir müssen aber die ganze Sache aufmerksam verfolgen. Es gab mir allerdings zu denken, als man Rosenberg zum Reichsminister "Ost" machte.
Durch den Eintritt Japans in den Krieg und die Kriegserklärung Deutschl. an die U.S.A. hat der ganze Krieg ein neues Gesicht bekommen. Wo ist da ein Ende anzusehen?
Im neuen Jahr wünsche ich Dir ein gutes Beginnen u. die ganze Kaft für kommende Dinge.
Heil u. Handschlag
Dein Erich