Heinz Dietz an Willi Büse, 23. Februar 1943
Bonn, den 23.II.43
Coburger Str. 5
Lieber Willi!
Was paßt Dir nicht? Sprichst Du nicht mehr mit mir? Ich wüßte nicht, daß ich Dir etwas böses getan hätte. Auf jeden Fall hättest Du wenigstens kurz schreiben können: "habe Deinen Brief erhalten, Willi!. Oder soll ich Dir ne Postkarte oder einen frankierten Rückumschlag beilegen? Ganz nebenher hättest Du mir auch schreiben können, wie die Aufnahmen geworden sind. Kannst Du Dir vorstellen, daß ich daran ein gewisses Interesse habe?
Ich bin am 26.1. von der Wehrmacht entlassen worden. Seither lebe ich als Zivilist. Inzwischen habe mich daran gewöhnt. Am Anfang wollte meine rechte Hand noch immer an die Kopfbedeckung, wenn ich einen Soldaten sah. Peinlich aber es war so. Kürzlich war ich mal bei Hans Sch. und Sonntag bin ich wieder da. Es war schön und wird hoffentlich wieder schön werden. Ich brauche sowas. Manchmal bin ich furchtbar belastet und deprimiert. Jedem bin ich dankbar, der mich ein bisschen Lachen macht. Heute habe ich mich gefreut. In der Straßenbahn und auf dem Bahnhofsvorplatz
habe ich in Morgensterns "Palmström" gelesen(?) und dauernd gelacht. Die Leute haben mich angeguckt und vielleicht hat sich der ein oder andere auch gefreut, wenn auch nur darüber, einen Verrückten gesehen zu haben. Aber das macht mir und Palmström nichts aus.
Ich komme am 6. III, vielleicht auch schon am 5. III nach Hause und fahre am 8. III wieder weiter. Kann ich dann mal die Aufnahmen sehen? Am 7. muß ich allerdings zu Hause bleiben. Da feiern wir etwas Mutters Namenstag.
Es grüßt Dich herzliche
Dein Heinz
Was macht Philipp? Ich warte auf seinen Besuch.