Otto Richter an Willi Büse, 30. März 1943

Rom, 30.3.43

Lieber Willi!

Dir die besten Grüße aus Rom und dann zunächst einmal recht herzlichen Dank für die Bilder, die Du mir durch Hilde übersenden ließest. Ich habe mich sehr darüber gefreut, obwohl, Du Lauselümmel, es fehlen einige Bilder. Z.B. die, auf denen Hilde ist. Sollte die "gute" Hilde diese einmal wieder auf die Seite geschafft haben?

Ich habe mich hier wieder ganz gut zurecht gefunden, eigentlich besser als ich dachte. Du kannst Dir denken, ich hatte treue Helfer. Zuerst einmal den Wein und zum anderen verschiedene Kameraden, die mir meinen gefüllten Geldsack halfen leichter machen. Am vergangenen Sonntag ist alles so gut begonnen worden. Ich war des Morgens um 7.00 Uhr hier in der Kirche, habe kommuniziert. Am Nachmittag wollten wir dann in einer nahen Kellerkneipe nur einige Gläser Bier trinken. Als wir in die Kneipe reinkamen

sitzt da schon eine Meute von 10 Mann. Du kannst Dir denken, es blieb nicht bei dem Glase Bier, denn schon nach einer Stunde stand der ganze Tisch voller Flaschen. Und dann, als der Wirt kein Bier mehr hatte, setzte er uns Wein vor, einen herrlichen, milden Weißen. Ha, der rutschte die Kehle runter und trotzdem, es hat uns alle umgeworfen. Ich bin noch gut ins Hotel gekommen, lag um 19 Uhr schon im Bett und habe seelig geschlummert. Als ich wach wurde, war die Erinnerung an einen feinen fröhlichen Nachmittag voll von Rheinliedern und Spässen da und ich leichtsinniger, lockerer Vogel habe mich einmal wieder meines Lebens gefreut.

Dir, lieber Dotz, alles Gute und Hals- und Beinbruch

Dein Otto