Irmgard Vogt an Willi Büse, 17. Juli 1940
Dortmund, d. 17.VII. 40
Lieber Willi!'
Du hast lange nichts mehr von mir gehört, und ich habe mich noch nicht bedankt für all Eure Grüße; will es nun hiermit tun.
Daß ich mich in Steele kaum hab sehen lassen, hat eigentlich keine besonderen Gründe. Das kam halt so; daß ich mein ganzes Arbeitsmaterial hier in Dormund habe und auch sehr viel zur Landesbibliothek muß, ist vielleicht ein Grund. Ja, und Sonntags war ich meist auch froh, daß ich mal ein bißchen 'gar-nichts-tun' konnte. Und dann beinahe 4 Wochen ohne Unterbrechung
bis auf eine paar Ausnahmen jede Nacht im Keller setzen. Das bleibt einem auch nicht alles in den Kleidern sitzen.
Trotzdem werde ich vor dem 27. (dann gehts in den Ernteeinsatz) noch auf ein paar Tage nach Steele fahren, da mein Bruder, wie ich glaube, auch jetzt wieder zu Hause ist.
Vor Dir wage ich alter Schuldenbock schon kaum zu erscheinen. Ich glaube, Du bekommst noch Unsummen von mir. Schlimm, daß ich das gar nicht mal genau weiß wieviel.
Hans schrieb mir auch aus Altenberg einige Male und schickte mir auch den Rundbrief für die Soldaten, der
viele gute Gedanke bringt. Sicher wirst Du auch einen bekommen haben. Dann bekam ich noch Lützeler 6 Abschiedsvorlesung, die ich Dir weitergeben soll. Du läßt sie mir aber wohl noch einige Tage, da ich sie nochmal durchsehen möchte. Bin noch auf Suche nach jemandem, der sie mir abtippt, aber das fält(!) hier schwer.
Der Hans hat überhaupt eine Energie, um die man ihn beneiden kann. Hat sicher ja auch sein Examen hinter sich gebracht.
Zur Arbeit über das Gebet schreib ich Hilde schon, daß Ihr das Abschiedswort von P. Wust(?) da gut gebrauchen könnt.
Ich werde wohl vor meiner Abfahrt in den Erntedienst den einen oder anderen von Euch treffen, hoffe ich.
Dir und allen nun heute herzl. Grüße von
Irmgard