Josef Breuer an Gisbert Kranz, 11. März 1943
Danzig, den 11.3.43.
Lieber Gisbert!
Ich danke Dir, daß Du den Mut nicht verloren hast, mir überhaupt noch einmal zu schreiben. Diesmal habe ich Deine faule Entschuldigung, es sei denn meine Unklarheit und Unlust zu allem.
Reden wir gleich vom [..]: Unser Kompanie ist in Stalingrad verloren, und nicht nur unsere Kompanie. Hfw. Schlupp und einige andere wurden noch im Januar in Stalingrad selbst gesehen. Ausgerechnet Uffz. Neubert (Schreibstube) ist herausgekommen, weil er zufällig zur Zeit der Einschließung in Heimaturlaub waren. Der ganze Haufen „Eberhardt” wird neu aufgestellt. V. Senfft ist gefallen, ebenso v. Groddick. Wir haben also mehr Glück als Verstand gehabt.
Jupp Fenger ist noch immer beim Batl.-Stab, eben noch hat er mich 10 Minuten lang am Telefon gequält.
Und nun das Neuste: Ich werde demnächst hier abgelöst, von Frauen, die fast alle Schreiber
ersetzen müssen. Wäre ich Schafskopf doch damals beim Batl.-Stab geblieben! Kannst Du nun meine Wut auf mich selbst ermessen? Dann säße ich ja auch statt dessen in Bonn im Studienurlaub.
Wir haben hier einen neuen Kdrdn. Gen. gekommen, den Bender von Keitel. Die Engländer verfliegen sich ziemlich oft hierhin in letzter Zeit.
Penske, Giesen und Lammers, alle beim Batl. Aber Hans Klötsch hat es nicht geschafft: Er ist Fw. und O.A., ihm gefällt es aber ausgezeichnet hier und so..
Das wären so die mittelbaren Neuigkeiten. Anders mag ich Dir nichts erzählen. Laß bloß niemand den Brief sehen, und mach Dir keine unnötigen Sorgen!
Mach Dir den Urlaub noch schön bis zum Ende!
Herzlichen Gruß
Jupp.
Grüße Karl Prinz von mir mit der Anmerkung, in spätestens drei Tagen soll er mehr von mir hören.