Alfred Kirchhoff an Gisbert Kranz, 13. Mai 1943
10128 Im Osten, den 13. Mai 1943.
Lieber Christel!
Heute bin ich so fidel, und mein Herz hat Feiertag! Denn Flaps hat Geburtstag. Da ich Nachtwache auf Station habe und gerade der Tag anbricht, und die Sonne im Osten aufgeht, habe ich schon einige Gläser gehoben und bin in bester Stimmung. Und in diesen erheiterten Stunden, gedenke ich Deiner, greife zur Feder - schlage an meine Brust und sende Dir herzliche Grüße! Post mein lieber Christel. Auf daß es Dir gut gehe und Du lange lebest auf Erden. Wie habe ich gesprochen? Na also [..] bleibt [..] und Flaps bleibt Flaps.
Dein Weihnachtsbrief habe ich dankend nach Ostern erhalten. Erwidere die Weihnachtsgrüße, damit Du sie Pfingsten erhältst. Dann erhielt ich Deinen lb. Brief vom 24.III. O - mein Sohn, Du warst also in Bonn. Ich habe es Dir gerne gegönnt. Tränen der Sehnsucht, Tränen des [..] möchte ich vergießen, wenn ich Dein gedenke Bonn a/Rhein. Doch fern in Rußlands traurigen Gefilden, wandere ich umher - „Wenn auch die Jahre verschwinden bleibt die Erinnerung doch.” Einmal war es doch schön. Prost Kutscher - Bonn a/Rhein. Und ich bin wieder meiner alten Einheit zurückversetzt. Natürlich mit gemischten Gefühlen. Aber daran ist nun einmal nichts zu ändern. Werde Dir das später mal ausführlich berichten. Aber mir geht es sehr gut dabei. Und wo hast Du Dein
Quartier aufgeschlagen? Mögen die Götter es fügen, daß bald alles ein Ende hat. Es langt. Wir sind alle müde. Vom 20.IX.-20.4. war ich in vordester Linie als Infanterist. Nur der Donez trennte uns vom Feind. Aber auch das ging gut; denn der Russe griff nicht an, sondern wir taten uns gegenseitig nichts. Glück muß der Mensch haben.
So, mein lieber Christel, halte Dich tapfer, weiterhin viel Soldatenglück - nehme jetzt das Glas ins Händchen - wie in alten Tagen und trinke auf all die Wünsche.
Mit herzlichen Grüßen
Dein Flaps