Willi Krause an Gisbert Kranz, 27. Februar 1947
Bonn, 27.2.1947
Lieber Gisbert!
Dank Dir für Deine Karte vom 5.2.
Noch immer Kälteferien! Ich bin aber schon in den trauten Kasten geflüchtet, um mich auf den Semi vorzubereiten. Zu Hause kommt man nicht dazu; da gibt es immer etwas anderes zu tun. Trotzdem blicke ich voll Freude und Dankbarkeit auf die Ferien zurück. Es ist immer so, wenn ich zu Hause bin, daß ich sofort eingespannt werde, und obwohl ich nicht „fertig” bin, darf ich doch schon oft Dinge tun, die einem Seelsorger zustehen. Es ist wohl ein Zeichen der Zeit, daß die Leute zu uns Vertrauen haben. Ja die, die aus Krieg und Gefangenschaft heimkehrten, kommen eher zu uns als daß sie zu einem der Geistlichen gehen. Wie oft habe ich es gehört: „Dir kann ich es sagen. Dich kenne ich, Du warst auch Soldat.” Und es ist in der Tat so, daß wir oft besser helfen können, weil wir die Sprache jener Leute verstehen und selbst reden können. Sie wissen, daß wir jahrelang Tag um Tag mit ihnen zusammenlebten und daß wir einer der ihren sind. So empfinde ich oft ein Gefühl der Dankbarkeit gegen Gott, daß er mich so in meine Heimatpfarre stellt. Und wie wird es sein, wenn wir einmal den „schwarzen Rock” tragen? Ob auch dann noch das Vertrauen besteht oder ob es vor