Johannes Effing an Gisbert Kranz, August 1938 (?)
Kiel-Holtenau
am Sonntag in der Laube des Lagers.
Heil Dir, Gisbert!
Das war mal wieder ein richtiger „Brief” von Dir. Du hast eine Ausdauer, da ist aber auch alles dran. Du schreibst so feine Sachen von der Gruppe und den Jungen ich möchte mal im Herbst zu ihnen sprechen und besonders zur Obergruppe. Ich hab so viel auf dem Herzen. Ich habe viel frohe Stunden erlebt aber noch mehr sehr üble. Ich hab so manches kennengelernt, was ich vorher nicht kannte, ich hab so manche Kameraden, Jungen in meinem Alter, belauscht und mit ihnen gesprochen. Es war manches Feine an und in ihnen. Aber noch größer ist die andere Seite, das andere Lager der jungen Menschen, das viel größer ist als das erste. Wenn ich konnte, bin ich des Sonntags zur Messe gegangen. Einmal waren wir zu sechs Männern an der Kirche. Der Pastor, der mich gut kennt, fragte, ob wir ein Hochamt dienen wollten. Ich sagte sofort ja. Und so dienten wir in Uniform die hl. Messe. Da habe ich mir am Altar gedacht, was wir für ein Kleid anhaben, das spielt keine Rolle.
Wo immer wir stehen dienen wir dem Herrn. Um die Jungen bei uns hab ich keine Sorge, aber die vielen anderen die zum RAD kommen, davon wird mancher kippen.
Wenn Du Deine große Fahrt gemacht hast und wieder zu Hause bist, dann komme auch ich bald zu den Penaten zurück und wir erzählen den Jungen, Du vom Süden und ich vom Norden.
Ich packe auch schon meinen Affen für Nürnberg. Jetzt schaut man alles mit anderen Augen an. Nur die Last auf dem Rücken ist gleich geblieben. Die Prospekte haben mir Freude gemacht.
Die Jungen halten ihren Wimpel auf dem Deich bei Sturm und Regen, wir wollen Führer ihnen sein in der Flut des Lebens.
Gruß Hans.