Eltern und Elternhaus: „Religion – da wurde man reingeboren, das war ein Status“

Josef wächst als Kind in einer im katholischen Milieu verwurzelten Arbeiterfamilie auf. Seine Kinder- und Jugendtage sind geprägt vom Leben im ländlichen Bergisch Gladbach. Josefs Schwester Gertrud ist zwei Jahre jünger als er, und sechszehn Jahre später folgt noch die kleine Christel.

Die Verhältnisse, in denen die Familie lebt, sind eher bescheiden. In den ersten Wochen nach Josefs Geburt wohnen die Eltern noch im großelterlichen Haus, dann ziehen sie in eine Siedlung der Firma Zanders, bei der sowohl Josefs Vater als auch seine Mutter beschäftigt sind. Das Häuschen, das die Familie von nun an ihr Heim nennt, ist recht beengt, besitzt kein Badezimmer, und im oberen Geschoss wohnt noch eine andere Familie. Die Familie Koll bekommt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise in den Jahren 1929/30 zwar zu spüren, doch kann der Vater seine Arbeit behalten. Da die Familie zudem durch den Anbau von Gemüse eine gewisse Selbstversorgung betreibt, ist die Existenzgrundlage der Familie gesichert.

Prägend sind für den jungen Josef zu jeder Zeit der katholische Glaube und die Erziehung seiner Eltern nach den dementsprechenden Werten. „Religion, da wurde man reingeboren, das war ein Status“, erinnert er sich zurück. Früh nimmt er wahr, dass eine recht große Distanz zwischen Protestanten und Katholiken in seiner Umgebung herrscht. Zwar spielen die Kinder ab und an miteinander, doch besuchen sie jeweils unterschiedliche Schulen, und auch die Eltern pflegen eher Kontakte zu katholischen Nachbarn. Überhaupt empfindet Josef eine gewisse Zerrissenheit in seinem Freundeskreis: Zur Schule geht er nach Heidkamp, doch die Kirchengemeinde der Familie befindet sich in Gronau. Der Kontakt zu seinen Mitschülern scheint aber stets enger gewesen zu sein als der zu den Kindern in der Gemeinde.

Josef bemerkt bereits als Kind das politische Interesse seines Vaters, das von religiösen Normen und Werten geprägt ist. Dies hat zur Folge, dass er dem jungen Josef eine Mitgliedschaft in der HJ untersagt.

Die Mutter ist in der Hinsicht weniger streng. Da sie, wie Josef Koll es rückblickend sieht, in Sachen Politik „recht unbedarft“ ist, schickt sie Josef einige Male zu den Treffen des Jungvolks. Sie sieht hier eine gute Freizeitmöglichkeit für den Jungen, nicht zuletzt, weil Josefs Klassenlehrer dort Fähnleinführer ist.

Letztlich unterstützt aber auch sie die Haltung ihres Mannes, denn für die Eheleute Koll spielen die religiösen Wertvorstellungen und die damit verbundene Ausrichtung der eigenen Lebensweise immer die dominierende Rolle, während die Anschauungen der aufkommenden NS-Diktatur dort keinen Platz finden. So kommt es für die Familie auch nicht in Frage, eine Hakenkreuzfahne zu hissen.