Katholische Jugend: „Das war eigentlich die einzige Möglichkeit überhaupt zu leben“

Die katholische Jugend ist im ländlichen Heidkamp sehr präsent, weswegen Josef früh viel von ihr mitbekommt. Für ihn ist das Engagement in der katholischen Jugend nicht nur eine Sache, die mit der elterlichen Erziehung im Einklang steht, sondern auch später die einzige Freizeitmöglichkeit, die nicht unter NS-Aufsicht stattfindet. „Das war eigentlich die einzige Möglichkeit überhaupt zu leben“, erklärt er im Rückblick.

Für den jungen Josef sind die Treffen mit der katholischen Jugend zunächst vor allem ein Zeitvertreib, dem er aber nicht so ambitioniert nachgeht, dass er keine Zusammenkunft verpassen würde. Auf besonderes Interesse stoßen bei ihm die zahlreichen Wanderungen und Fahrten, die die Jugendlichen gemeinsam planen. Altenberg ist dabei das bedeutendste Ziel, zu dem sie zu Fuß öfter hin marschieren.
Die Jungen finden sich in einer lockeren Atmosphäre zusammen, singen, lesen sich gegenseitig vor und führen rege Unterhaltungen. Dabei sind Ansichten zu ernsthaften Themen wie „Ehrlichkeit“ genauso von Bedeutung wie alltägliche Angelegenheiten. Die Jungen erstellen während ihrer Treffen auch ein Buch, in dem sie versuchen, mit ihren Gedanken auch andere zu erreichen. Anfangs bieten die Wohnzimmer einiger Familien für all das den geeigneten Raum.

 

Der ungezwungene Charakter der Gruppe spiegelt sich auch in ihren Teilnehmern wieder; so kommen ab und an einige dazu, während andere wegbleiben. Josefs Gruppe organisiert sich völlig selbstständig, es gibt bei ihnen keine ausgesprochenen Gruppenführer und auch kein besonderes Idol, zu dem sie alle aufschauen. Ab und zu kommt es aber auch vor, dass Ältere ein Pfingstlager oder andere Unternehmungen veranstalten, an denen auch Josef und seine Gruppe teilnehmen.

Andere bündische Gruppierungen sind Josef durchaus bekannt, so hört er beispielsweise viel von der Heidkamper Sturmschar. Deren Gebaren schreckt ihn jedoch oft mehr ab, als dass es eine Faszination auf ihn ausübt. Er empfindet es als zu militärisch – dass ein solches Auftreten auch im kirchlichen Umfeld Einzug hält, stört ihn doch sehr.