Verhaftung und Gestapo-Haft: „Dass man an die Eltern denkt, das war viel schlimmer“

Obwohl Josef und seine Kammeraden eigentlich nur ihr Leben nach ihren eigenen Ansichten und Vorstellungen gestalten möchten und nicht das Gefühl haben, gegen das Regime anzukämpfen, sind sie sich im Klaren über die Verbote der Nationalsozialisten. Daher lassen die Jungen zunehmend Vorsicht walten. So tauschen sie Informationen, die die Jugendgruppe betreffen, nur noch im engsten Freundeskreis aus. Doch an den Treffen an sich halten sie fest.

Zwar kommt Josef oftmals in Kontakt mit der allgegenwärtigen Macht des NS-Staates, doch ist er, durch das ländlich geprägte Leben in Bergisch Gladbach, noch relativ abgeschirmt. Welche Gefahren das „Andersdenken“ mit sich bringt, wird ihm erstmals richtig deutlich, als sein Vater angezeigt wird. Auslöser ist, dass dieser eine vermeintlich „regimefeindliche“ Äußerung des Bischofs, die er beim Kirchbesuch vernommen hat, an einen Kollegen weitergegeben hat. Eine Denunziation dieser Art kommt in der Zeit häufig vor – jedem ist es möglich, Anzeige gegen einen anderen zu erstatten, der sich scheinbar oder tatsächlich feindlich gegenüber der NS-Diktatur äußert oder entsprechend handelt. Bald schon sollen dies auch Josef und seine Freunde zu spüren bekommen.

1938 planen Josef und einige der anderen Jungen einen Ausflug. Aus Vorsicht reisen sie getrennt. Einige nehmen den Zug, andere, darunter auch Josef, fahren mit dem Fahrrad. Die Zugfahrer fliegen jedoch schon vor Beginn der Fahrt auf, da einer von ihnen Unterlagen zu der Fahrt in einer Tasche vergessen hat, die er von einem Nachbarn geliehen hat. Dieser zeigt die Jungen daraufhin an, so dass sie am Bahnhof, noch vor dem Einstieg, verhaftet werden. Schnell findet man heraus, dass auch noch andere an der Fahrt beteiligt waren, so auch Josef. Kaum wieder zu Hause nimmt sein jugendlich unbekümmertes Leben ein jähes Ende. Er erhält eine Vorladung zur Gestapo.

Als Josef zum Verhör nach Köln fährt, kommt er erstmals mit der Gestapo im EL-DE-Haus in Kontakt. Er und die anderen werden verhört und nach Verbindungen ausgefragt. Einer der Jungen wird in eine Zelle des Hausgefängnisses gebracht, die anderen dürfen oben bleiben. Freigelassen wird jedoch zunächst niemand. Der brutale Ruf der Gestapo und ihre pure Willkür sind allerorts bekannt. Das ist es auch, was Josef in Angst versetzt, als er dort festgehalten wird. „Schrecklich war es auch, wenn es Fliegeralarm gab“, erinnert sich Josef Koll rückblickend. Den größten Kummer bereitet ihm jedoch der Gedanke an die Eltern, die in völliger Ungewissheit sind.

Kurze Zeit später werden die Jungen in den „Klingelpütz“ verlegt. Hier bleiben sie, bis ihr Verfahren eingestellt wird. Zurück nach Hause kommen sie dennoch nicht. Obwohl ihnen nun offiziell nichts mehr vorzuwerfen ist, bringt man sie in ein „Jugenderziehungslager“ nach Freimersdorf.

Hier herrscht bei den Jungen wieder Optimismus vor, denn sie sind froh, zusammen zu sein. Josef und seine Kameraden leisten während ihrer Zeit dort Arbeit; so sind sie an der Herstellung von Tüten beteiligt oder kümmern sich um die Gärtnerei.

Nach einer Woche - für manche dauert es auch längere Zeit - kommt Josef frei. Doch ein Leben wie vor der Haft zu führen, ist nun nicht mehr möglich.