Theo Hoffmann an Freundin Rosalie Schüttler, 4. März 1942
4.3.42 Minden
Liebes Röschen,
noch am Samstagabend habe ich wegfahren müssen. Es war mir unmöglich, Dir noch Bescheid zu geben. Die Abschiedsstimmung war außerordentlich triste, besser war die Stimmung bei der Ankunft in Minden, morgens um 2.30 Uhr, sicherlich durch die stimulierende Wirkung von Bohnenkaffee hervorgerufen. Ich blieb im Soldatenheim für den Rest der Nacht und stellte mich morgens um 7 Uhr in der Kaserne vor.
Innerhalb von 2 Stunden war ich eingekleidet und gleich musste ich heraus. Eine außerordentlich krasse Umstellung in jeder Hinsicht: man macht uns völlig fertig- persönlich habe ich den Mut noch nicht verloren, man könnte es – manchmal – ich umso mehr, als ich glaube, dass man mir von Köln aus allerlei an den Hals hängen will!.. die betreffenden Stellen eingeseift hat. 5.30 Uhr aufstehen, dann Unterricht, darauf bis 12 Uhr ins Gelände mit längerem Matsch-Liegen mit Maschinengewehr tief im Schnee und Stehen in schneidendem Wind. Man lässt uns laufen bis der eine oder andere umfällt – kommt öfter vor. Mittags und abends ließ man uns ½ bis 1 Stunde stehen in eisiger Kälte aufs Essen warten, das immer knapp, sehr knapp ist und manchmal gut – mal Steckrüben. Wir marschieren auch mit Gasmaske auf glatten Strassen, fallen öfter hin und werden angeschnauzt. Abends fallen wir um 10 Uhr todmüde ins Bett, nachts frieren wir, weil die Heizung ungenügend funktioniert. Dazwischen Appelle und laufend andere Kleinigkeiten,
so dass man kaum Zeit findet zu essen. Das war die eine Seite meiner militärischen Ausbildung, deren Beginn sich nicht allzu gut anlässt – könnte es mir doch blühen, als Schütze nach Russland geschickt zu werden – auf dem vorherigen Kursus ist es so geschehen. Über die andere Seite kann ich Dir noch nichts berichten, leider noch nichts.
Das Birnchen könnte ich ganz gut gebrauchen - hier ist es mehr dunkel als hell - in jeder Hinsicht. Nun, das habe ich auch so kommen sehen – ich bin keineswegs überrascht – wenn es sich nur allgemein nicht verschlechtert und ich meine Absichten durchsetzten kann, will ich nicht unzufrieden sein.
Einmal muss ich doch hindurch.
Herzlich grüßt Dich
Dein Theo