Victor Hoffmann an Sohn Theo, 3. September 1943

Köln 3.9.43

Mein lieber Junge!

Anbei einige Bilder von dem Urlaub. Bei dem ständig wechselnden Gefühlsausbruch war es schwer ein vernünftiges Bild zu machen. Aber das eine in sitzender Stellung geht einigermaßen. Der zweite Film wird in Diedenhofen

entwickelt u. weiß ich noch nicht, wie (ist) geworden ist. Der erste wurde in Strassburg entwickelt. Hier ist es schwer etwas zu bekommen. Josefa ist inzwischen, wie Du schon erfahren hast, wieder vom Schwarzwald zurück. Leider hatte sie sich nicht allzu gut erholt u. jetzt, wo sie wieder der nächtliche Alarm kommt, wird’s auch nicht viel mit der Nachkur. Aber der Professor war nett, hatte ihr anstandslos eine Woche Nachurlaub bewilligt. Das will was heißen bei der Stadtverwaltung Köln, die ja bekanntlich päpstlicher ist als der Papst u. meint ohne dauernde Urlaubssperre ginge die Welt unter. Alle anderen Behörden hier sind da ganz großzügig, aber wir?? Oma hält sich noch immer gut. Seit den großen Angriffen Ende Juni u. Anfang Juli haben wir ... ... Alarm gehabt, aber noch weiter keinen Angriff u. man ist allgemein überzeugt, daß jetzt die anderen dran kommen. Dr. Winkelkemper erläßt jetzt Aufrufe, wonach alle männlichen Einwohner, insbesondere die Beamten sich samstags und sonntags mit Spaten u. Schaufel auf der Ortsgruppe zu stellen haben, um den umherliegenden Schutt wegzuräumen. Auch ich mit meinen 65 Jahren soll die paar Erholungsstunden, die mir bleiben, schippen. Wie sonst vorgegangen wird, ist aus dem Zeitungsausschnittchen zu erfahren. Jedes freie Wort u. freimütige Kritik wird von Spitzeln natürlich als Defaitismus ausgelegt u. da kann der überzeugteste Patriot an die Wand kommen, ohne daß er weiß wie. Also vorsehen !!!

Wie geht es Dir? Du hast jedenfalls viel zu tun, aber hoffentlich doch mal. 5 Minuten zu einer kleinen schriftlichen Mitteilung.

Du kannst Dir gar nicht denken, wie wir alle, insbesondere aber Oma u. Deine liebe Mutter auf Nachricht von Dir fiebern.

Alles Gute, mein lieber Junge, Gottes Schutz u. Segen,

herzliche Grüße u. Küsse von uns allen

Dein Vater

[Zeitungsausschnitt:]

Defaitist ist hingerichtet

Am 25. August 1943 ist der 53 jährige Regierungsrat Theodor Korselt aus Rostock hingerichtet worden, den der Volksgerichtshof wegen Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt hat. Korselt hat durch üble defaitistische Redensarten und Gerüchteverbreitung versucht, die Kriegsmoral des deutschen Volkes zu beeinträchtigen und hat dadurch an der kämpfenden Front Verrat geübt.