Josefa Hoffmann an ihren Bruder Theo, 16. Mai 1943

[Der erste Teil des Briefes fehlt, das Original ging nach der transkription offenbar verloren.]

16.Mai

Jetzt Mitte Mai kommt mein Osterbrief an Dich zurück. Leider können wir jetzt am 20.Mai, wie ich in diesem Briefe schrieb, nicht in Ferien fahren, da Mutter zu Prof. Kipping (?) in die Klinik kommt und meine Kollegin mich draufsetzt und krank feiert. Herr Dr. Mollweide sprach mit der Inneren über den bei Mutter erhobenen Befund, demnach handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Geschwulst in der linken Niere. Eine Pyelagraphie (Anmerkung: Nierenuntersuchung) wurde allerdings noch nicht gemacht. Mutter hat davon keine Ahnung. Die wahrscheinlich notwendige Operation würde doch nach Deinem Dafürhalten am besten von Herrn Oberarzt Z.... durchgeführt. Dies wird jedoch sicherlich bei D.... auf Schwierigkeiten stoßen. Schreibe Du doch oder telegrafieren an Z...., dass Du dies persönlich wünschst. Mutter soll natürlich Pensionärhaus liegen.. Das Richtigste wäre, Du ließest Dir daraufhin sofort Urlaub geben.

Lieber Theo, schweren Herzens teile ich Dir diese traurige Nachricht mit. Aber die Ärzte sehen die Sache als aussichtsreich an, da die typischen Beschwerden wie übergroße Müdigkeit, Brennen und Schmerzen in den Gliedern erst seit knapp vier Wochen gehen und sie sich durch die Schonung der letzten 14 Tage – sie macht tagsüber Liegekuren , isst sehr kräftig und diät – schon etwas besser fühlt. Das Allerbeste wäre, wenn du sofort Urlaub nähmest.

Mutter möchte dies nicht, weil dann die Oma zu Hause zu viel zu tun hat, da ich ja erst abends heimkehre. Aber das soll schon gehen, Frau ... muss jetzt öfters kommen.

Heute, Sonntag, den 16. Mai, kommt mein Brief zum zweiten Male zurück, ich habe den Brief nun in der Hälfte durchgeschnitten und schicke ihn als 2 Luftpostbriefe! Komme sobald wie möglich auf Urlaub!

Herzlichst
Deine Josefa