Theo Hoffmann an Freundin Rosalie Schüttler, 17. Juni 1942

Iserlohn 17.6.42 [Poststempel]

Liebes Röschen,

hab recht herzlichen Dank für Deine letzten Briefe und das Päckchen, das heute eintraf. In den letzten Wochen war es sehr unruhig hier, Du kannst Dir denken warum. Die Abstellung drohte, es schwirrten die tollsten Gerüchte herum. Ich habe mich weiter in meiner Ruhe nicht stören lassen, ich hatte mich in das Studium meiner Bücher versenkt, die allmählich zu einer kleinen Bibliothek angewachsen sind. In einer großen Garage mit vielen Menschen, deren größerer Teil mir sehr sympathisch, baue ich mir ein kleines Reich. Eigentümlich, die Umgebung stört kaum. Morgen fahre ich nach Paris, ich weiß allerdings nicht, wie lange ich mich werde dort halten können.. Vorerst scheint alles günstig, Kriegslazarett, das früher oder später nach Russland abgeschoben wird. Jedenfalls hoffe ich bald, regulär arbeiten zu können.

Im übrigen, Du weißt [...]. Wir rücken also weiter auseinander, diese Entwicklung wird Dich freuen. Wenn die Götter weiter hier günstig sein sollten, hoffe ich auch sonst noch etwas zu erreichen. Doch der Mensch, er versuche die Götter nicht, was heute glänzend erscheint, erweist

sich morgen schon als fast gefährlich und als Abstieg. Warten wir ab, warte auch Du, bis ich die neue Adresse habe, die ich Dir auf dem schnellsten Wegen zukommen lassen werde. Auf dass mir kein Brief verloren geht!

Lebe recht herzlich wohl und sei herzlich gegrüßt

von Deinem Theo.