Theo Hoffmann an Freundin Rosalie Schüttler, 19. Dezember 1942

Rostow 19.12.42

Liebes Röschen,

morgen geht ein Flugzeug mit Kranken nach Deutschland. Ich will die Gelegenheit nicht verfehlen, Dir noch einmal zu danken für all die Liebe und Mühe, die Du für mich gehabt hast. Ich hoffe, dass Dich mein Brief, der Dich zum Franzosen befördert, noch vor Weihnachten erreicht. Mein Leben schwankt zwischen Höhepunkten und Stunden der Abgeschlagenheit, die ich aber relativ leicht noch überwinde. Wie rätselhaft ist dieses Leben, ein Schwanken über einem Abgrund, das nicht begriffen wird.

Und dieses Russland. Ich bewundere diese Menschen, soweit ich es bisher sah, die Menschen sind einfach, ehrlich, ohne Falsch. Wie ertragen sie ihr Schicksal, das grauenhaft ist: Kälte, Hunger, Heimatlosigkeit. Und wie ertragen sie es: Wir werden es ihnen nie gleichtun können. – ob es nicht letztlich den Ausgang bestimmen wird.

Der Deinige
Theo