Victor Hoffmann an Sohn Theo, 13. Mai 1943 (?)
Köln , 13. [?] 5. 43
Mein lieber Theo !
Es freut uns sehr zu lesen, dass es Dir gut geht u. auch die Verpflegung zufriedenstellend ist. Ich war über die Ostertage nach der Heimat u. nach Bobfingen, etwa 14 Tage, u. habe mal wieder ruhig geschlafen u. mich satt und rund gegessen. Auch sonst war die Reise nicht ganz vergebens, womit die Ergänzung meiner Sammlungen in Frage kommt. Bei meiner Rückkehr am 4.5. fand ich leider deine Mutter nicht im Hause vor. Sie hatte sich zu einer 6 tägigen Beobachtung in das Pensionärshaus der Lindenburg begeben, wo man ein ganz übles Nierenleiden feststellte. Sie hatte immer Krebs gefürchtet u. ist schon froh, dass es das nicht war. Am Donnerstag den 20.5. reisen(?) Deine Mutter u. Josefa nach Hohwald im Oberelsass zur Erholung (auf). Fast 2 Wochen. Länger gibt’s keinen Urlaub mehr. Wenn Du also Heimaturlaub haben oder bekommen solltest, dann bitte nicht vor dem 6.6. zu kommen , denn es wäre ja für Deine Mutter fürchterlich, wenn sie während Deines Urlaubs nicht hier wäre. Hoffentlich bekommst Du Urlaub, nachdem Du doch jetzt schon über 1Jahr weg bist. Alle sehnen sich nach Dir.
Josefa ist auch völlig überarbeitet. Trotzdem ist es da schließlich noch besser für sie wie in der Munitionsfabrik. Von Fliegerangriffen ist Köln seit dem 26.3. ziemlich verschont geblieben. Vergangene Woche hatten wir wieder um 2 - 3 Uhr Alarm aber, Gott sei Dank, der Angriff ging an uns vorüber. Angeblich waren die Feindflieger wieder in Duisburg.
Es hat noch keinen Zweck Dir noch vor dem Urlaub irgend etwas, Zigaretten oder dergleichen nach dort zu schicken, da die Sachen Dich vielleicht gar nicht erreichen. Inzwischen sind etliche Briefe für dich hier eingegangen, belanglose Sachen, die ich für Deinen Urlaub aufhebe. Stabsarzt Dr. Kindow FP. NR. L 09261 - m - Paris hat um Deine Adresse gebeten, die ich ihm mit kurzer Mitteilung über Deinen Werdegang 1942/1943 zusandte, weiter ging gestern eine kurze Mitteilung von Dr. Longuet aus P. (Paris) ein, dass er Deine Briefe erhalten habe, u. dafür danke, ferner ein kurzer
Brief von Hilde Friedrichs, damals Birkenwerder( Berlin, sie wäre 4 Monate in Frankreich gewesen u. käme voraussichtlich nach dem (Osten?) - Inzwischen ist Dein verflossener Freund ... Ebel ( Paris) ferner die blonde Frau Dr. Ley gestorben.- dass Frau Barth im Osten starb, weißt Du ja nicht. Mutter hätte gerne gesehen, dass Du der Familie Barth einen kleinen Beileidsbrief geschrieben. Dass Karl von Buschdorf kurz nach seiner Ankunft im O. fiel weist Du auch nicht; Josef von Buschdorf ist jetzt ebenfalls im O. in der Gegend von Smolensk. In Lothringen scheint man sich einstweilen wieder zu vertragen, nachdem einige ausgesiedelt u. andere ins KZ. Lager gekommen sind u. viele junge Lothringer freiwillig zum Militär eingezogen wurden. Oma geht’s verhältnismäßig gut u. mit mir bin ich soweit zufrieden.
In Buschdorf, wo man im vorigen Jahr noch Schwierigkeiten machte, die gesprengte Haustür, die durch einige alte Säcke ersetzt worden war, etwas auszubessern, ist man auf einmal großzügig geworden. Das ganze Haus incl. Schweineställe bekommt ein funkelnagelneues Dach und in den Zimmern werden neue Decken eingezogen. Man scheint also einstweilen nicht mehr an Abreißen zu denken oder es nicht mehr so eilig zu haben, wo in mit den Häusern zwischen (.....) und (...), die vor 2 Jahren eilig abgerissen wurden u. wo heute nur noch Gras wächst.
Auf baldiges Wiedersehen u. alles Gute.
Mit den herzlichsten Grüssen von uns allen u. 1000 Küssen
Dein Vater