Gisela W. an Theo Hoffmann, 4. August 1943
Zoppot 4.8.43 Mittwoch
Mein lieber Theo!
Du bist nun schon wieder weit von mir entfernt. Zurückgeblieben ist eine schöne Erinnerung und die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Wenn auch die äußeren Lebensbedingungen schwierig waren, so haben wir uns doch die gute Laune nicht nehmen lassen und werden diese hoffentlich auch in späteren Tagen, wie auch die Umstände sein mögen, bewahren können. - Ich bedauere es so, dass Du schon abreisen musstest, das Wetter ist unverändert schön und mit dem Essen sind wir jetzt auch
auf die Schliche gekommen. Nach langer Mühe habe ich auch privat ein ordentliches Zimmer ergattert. Du hast Zoppot gar nicht richtig erlebt. Gestern haben wir mit Annusch, die gestern Abend leider abfuhr, einen Spaziergang über das Waldschlösschen, welches ganz herrlich liegt mit Ausblick auf das Meer, nach Adlershorst gemacht. Dazu kam gestern noch eine Bekanntschaft von Bedeutung. Eine Auslandskorrespondentin (4 Sprachen) aus Düsseldorf. Wir haben uns fabelhaft unterhalten.- Du hättest mit dieser Frau blendend harmoniert, ich meine in Beziehung über weltpolitische Fragen etc. Ich habe mich mit dieser Dame
heute verabredet. (Voraussichtlich werde ich nicht mehr lange in Krakau sein)Es wird sich hoffentlich bei mir alles zum Guten wenden. Ich habe leider nicht mehr viel Zeit!
Sonnabend fahre ich nach Neustadt, wo ich 2 Tage bleibe und anschließend nach Krakau. Wie mag es Dir gehen? Ich drücke beide Daumen für Dein Wohlergehen.
Denk ein Bisserl lieb an mich, wie ich es auch tue und sei recht lieb gegrüßt
von Deiner Gisela