Theo Hoffmann an Freundin Rosalie Schüttler, November 1943 (?)
[Ohne Datum] [November 1943]
Liebes Röschen,
ich bin ein wenig beunruhigt, weil ich keinerlei Post von Dir erhalte. Bist Du etwa krank? - ich will es nicht hoffen. Du warst immer recht lieb und willig und hingebend zu mir, manchmal habe ich das Gefühl, dass ich Dir für manche Unbilligkeit und Härte Abbitte tun müsste. Als ich Dich damals im Winter 1941 besuchte, als wir die 3. Sinfonie von Brahms - unvergesslich – zusammen hörten, wir uns nur über tiefe und große Fragen aussprachen, wobei Du immer etwas zu passiv verbliebst, aus übergroßer Bescheidenheit, glaube ich, - Du tust dir selbst Unrecht, da fanden wir uns abends nicht. Ich trage wohl die Schuld, verschiedene mir ungünstige Motive waren da wirksam, [---] wurde ich erregt, als es zu spät war und ich Stunden später in der Klinik eintraf.
Wie war das anders, als ich Dich zuletzt besuchte, als ich Dich gierig umarmte und Du mich überwältigt hast. Der Duft Deines Haares, Die Wärme Deines Körpers berauschten mich, jedes Einzelne Deiner Kleidungsstücke erregte mich. Als Du so bei mir lagst, die Augen geschlossen, meine Küsse hinnehmend, war ich wahnsinnig berauscht, ich wollte alles von Dir haben, ohne Scheu vor allem Menschlichen, und Du gabst es mir ohne Scheu in Liebe. Die Süße Deines Körpers, Deine Fraulichkeit, Deine [---], die Du hinnahmst, Deine Küsse, die Liebkosungen Deiner Fantasie, es war überwältigend schön. Wenn Du meinen Körper küsstest, langsam immer noch steigernd, bis zur höchsten Erregung, die mich löst, löst sie Dich auch? Ich möchte es wahr haben, ist es der Fall? Schreibe es mir.
Wann werde ich wieder einen Brief von Dir in den Händen halten?
Dein Theo