Gisela W. an Theo Hoffmann, 11. November 1943

Nr.VII
Krakau , 11.11.43

Lieber Theo!

Heute sind es nun 9 Wochen, die ich ohne Nachricht von Dir bin. Wo magst Du stecken? Etwa bei Kiew? Ob Dich meine Briefe überhaupt alle erreichen? Da gibt es so viele Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Auch Fragen anderer Natur. Nun kommt bald wieder das Weihnachtfest heran, das Fest des „Friedens“ wie es allgemein genannt wird. Leider wieder nicht für uns. Ob es da bei Dir Urlaub gibt? Ich glaube es nicht, denn es ist ja erst ein halbes Jahr seit dem letzten. Mein Bruder schrieb jetzt wieder seit langer Zeit, er liegt bei Krementschug. Meine Schwester fragt immer wie es Dir geht in ihren Briefen, leider kann ich ihr

da keine Auskunft geben. Da oben war ja auch schon Fliegeralarm,   in Gotenhafen. Du hast es, glaube ich , nicht kennen gelernt. Diese Woche sollt ich dienstlich nach Saslo fahren, habe es aber abgebremst, es ist kein Vergnügen heute auf der Bahn zu sitzen. Nächste Woche werde ich nach Haus fahren und nehme die Sommersachen mit. Es hat sich doch schon allerhand bei mir angesammelt. Ich habe mir schon nicht zuviel angeschafft, da ich ja nicht vor hatte, mich hier zu verewigen. Das Wetter ist für die jetzige Jahreszeit noch sehr schön, hoffe nur, dass der Winter nicht so streng wird. Ich hatte schon spekuliert nach Paris in ein med. Labor zu gehen, wenn es möglich gewesen wäre, aber mit den Luftangriffen ist es ja nun auch nicht angenehm, hier geht es uns noch verhältnismäßig gut.

Sei recht lieb gegrüßt
Deine Gisela