Theo Hoffmann an Freundin Rosalie Schüttler, 10. Januar 1944

10.I.44

Liebes Röschen,

schnell ein kleines Lebenszeichen von mir, durch einen Urlauber überbracht. Normale Post gibt es zur Zeit kaum noch, in beiden Richtungen, wie sollte es auch? Es herrscht hier ein tolles Durcheinander, Freund und Feind operieren nebeneinander, eine Front ist zur Zeit hier nicht auszumachen. Plötzlich stehen die anderen mit ihren Spitzen tief in unserem Hinterland in unserem Rücken und alles löst sich in wildes Gedränge und Flucht auf. Ich habe zur Zeit enorm viel Arbeit, operiere Tag und Nacht, bin vertretungsweise mit meinem Zug bei einem Hauptverbandsplatz der Infanteriedivision, wo beide Chirurgen tags zuvor schwer verletzt wurden. Und plötzlich heißt es dann wieder aufbrechen, eilig wird alles eingepackt, die Verwundeten so oder so abtransportiert.

Ich glaube,

das Finale des großen Dramas beginnt, es wird sich noch etwas hinziehen - mein Gott, wie furchtbar trotz allem dieses immer geahnte Ende.

All das lähmt mich wie auch der rauschende Beginn gelähmt und verzweifelt gemacht hat. Warum muss das sein, warum müssen wir uns so unglücklich machen, warum müssen wir so unglücklich sein?
Dein Theo