Rosalie Schüttler an Freund Theo Hoffmann, 24. Januar 1944

[Rosalie Schüttlers Entwurf einer Antwort auf Theo Hoffmanns Brief vom 24.1.44 - aufgehoben im Umschlag des Briefes von Theo]

 

Lieber Theo,

Du, ich möchte Dir tausend leibe Namen geben, Du hast wieder so viel Zärtlichkeit mir gegeben und in mir wachgerufen mit Deinem lieben, sehnsüchtigen Brief. Schon Deine ersten Worte sind eine Liebkosung. Du lobst in so feiner, lieber Weise mein Weihnachtspaketchen, dass nun ich die Beschenkte bin – „das Auspacken, eine Zerstörung des harmonischen Inhalts“ -wie Du das sagst, muss ich Dir danken. -

Und mir ist als müsste ich Dir danken für alle verlangende Liebe Deines Briefes, die mich so grenzenlos glücklich macht. Bis ins Innerste sind Deine Worte in mich eingedrungen. Erst war ich nur ganz Gefühl, von einem süßen Schauer umfangen – dann musste ich plötzlich weinen in heißer Sehnsucht – und in tiefer Ergriffenheit vor der Innigkeit Deiner Liebkosungen, mit denen Dein Brief mich überschüttet. Du bringst Dich selber so ganz nah zur mir her, dass ich nur die Augen schließen muss, um Dich neben mir zu spüren. Ich fühle lebend die wunderbaren Zärtlichkeiten Deiner Phantasie, wie Du mich entkleidest mit Deiner tief beglückenden und so heiß erregenden andachtsvollen Zartheit, dass es wie eine Begnadung ist, Die hingegeben zu sein – schrankenlos, nur schenken wollend, gebe ich mich Dir, alles , ja alles will ich Dir geben das nächste mal, was Du wünschst, damit Du es nicht mehr Dir nehmen musst --- oh, wärst Du endlich da..., könnte ich wieder Dein liebes Gesicht sehen, Deine ganz geliebte Gestalt, die mich begeistert und

ergreift – ich möchte in Deinem Arm liegen, erlöst von dem quälenden Heimweh, durchschauert vom Glück Deiner Gegenwart, Körper an Körper gepresst in wachsender Erregung – wie wollte ich Dich küssen, dürstend den Geschmack und die Feuchtigkeit Deines Mundes trinken, berauscht von dieser Süße jede Stelle Deines Körpers liebkosen, mein Gesicht möchte ich zwischen Deine Schenkel drücken.

Deine schmeichelnden Haare, das Erregende Deiner männlichen Formen, und darin das Pochen Deines Lebens fühlen – in heißem Verlangen will ich meinen Mund darüber senken, mit der Zunge die weiche Haut streicheln, in ihre Falten eindringen und mit sanfter Gewalt saugen – bis Du alles mir gibst. Ich möchte das Gewicht Deines Körpers über mir fühlen, Dich und das Liebste von Dir empfangen, das so warm in meinen Körper einströmt, uns in der höchsten Steigerung der Erregung eins werden lassend. Was könnte ich Dir geben, als Zeichen unserer Liebe – ich schicke Dir etwas von meinem Körper, eingehüllt in ein kleines mit unserem Parfüm getränktes Seidentuch, in Gedanken daran wie sehr immer dieser Duft und die wenigen von Dir zurückgebliebenen Haare Deine Gegen-

wart mir körperlich nahe brachten. Habe ich so Deinen Wunsch erfüllt? Und willst Du mir ein gleiches Geschenk machen?

Ich habe schon immer Deine Briefe für die langen Nächte genommen und drücke sie an meinen Mund, an mein Herz, weil doch Deine Hände das Papier berührt und vielleicht eine Spur

von Dir darauf zurückgelassen haben. Gib mir auch ein Mehr. –

Ich liebe Dich grenzenlos - Gott erhalte und behüte Dich nur, Du Lieber

Deine Röschen