Theo Hoffmann an Freundin Rosalie Schüttler, 11. April 1944
Liebes Röschen,
habe recht herzlichen Dank für Deinen Oster-Luftpostbrief, für dessen liebe Wünsche ich Dir von Herzen danke. - Es war wieder die erste Post nach eineinhalb Monaten. Ich habe Dir in der Zwischenzeit mehrmals geschrieben, aber die Briefe werden wie alle andere Post mit dem katastrophalen Rückzug verloren gegangen sein. Nur Luftpostbriefe haben einigermaßen Aussicht, herauszukommen. Ich lege Dir einige Marken bei. Dieser Brief soll mit einem Fieseler Storch weggehen, der zum Verwundetenabtransport nahe unserem Hauptverbandsplatz landet. Möge e in Deine Hände gelangen!
Mir geht es, die Umstände abgezogen, entsprechend, bin bisher allen weiterhin allen Einkesselungen entkommen; damit ist natürlich noch nichts über das weitere Schicksal ausgesagt, umso mehr, als wir noch weit ostwärts stehen. Ich lebe in einer dauernden Unruhe um das Schicksal der Meinigen, der Heimat, besonders da ich keinerlei Nachricht von zu Hause bekomme. Es sieht so aus, als ob auch noch unser Letztes in Schutt und Asche versinken würde. Ich wüsste nicht, wie ich das ertragen würde.
Um was handelt es sich bei diesem Abschiedsbesuch in Emden, er erscheint mir etwas mysteriös, umso mehr, als ich mir die Relationen nicht zusammen reimen kann.
Für den Urlaub käme ich ja bald in Frage, aber erstens besteht Sperre und zweitens muss ich hier zunächst einmal heraus kommen. Noch eins: Ich schrieb Dir einmal von russischen Schallplatten, die ich einem Soldaten (Alter 30-35 Jahre) in Rath -Heumar im Monat April 1943 von Dnjepropetrowsk aus mitgab. Dieser hatte einen Unterschenkelbruch (Unfall),den ich eingegipst hatte. Er ist – wie gesagt – in Rath-Heumar verheiratet. Könntest Du einige Nachforschungen machen? Ich wäre Dir sehr dankbar. Einen gewissen Anhalt hättest Du ja an dem genannten Datum. Der Mann hatte mir hoch und heilig alles versprochen.
Schreibe mir recht bald wieder – wenn die Beantwortung Deiner Briefe nicht in dem gleichen Rhythmus ausfallen sollte, so sei deswegen nicht betrübt und halte es den Umständen zugute.
Lebe recht herzlich wohl
Dein Theo
11.IV.44