Ehepaar Pimpe an Horst Schmidt, 18. Juni 1942
Bochum, d. 18.6.42.
Werter Herr Schmitt!
Ich komme heute noch mal mit einer Bitte zu Ihnen. Es betrifft meinen Sohn Gisbert. Es sind heute genau 4. Wochen, da wir den letzten Brief, (außer die Elternbriefe) von ihm erhalten haben. Soviel uns bekannt ist, sollen die Kinder einen Tag in der Woche zum Schreiben, herangezogen werden. Was macht mein Sohn in dieser Zeit, wenn alle Kinder schreiben müssen? Er wird doch wohl nicht krank sein? Meine Frau weint jeden Tag, wenn der Postbote von unserm Kind keine Nachricht bringt. Wir können es nicht verstehen, da der Junge doch sonst so an seinen Eltern hängt. Jeden Tag, wenn ich von der Arbeit komme, bin auch ich immer enttäuscht
keine Post vorzufinden. Wir sandten ihm vor Pfingsten ein Paket mit Anzug u. Wäsche. Nach kurzer Zeit wieder ein Päckchen, dann bekam er noch ein Päckchen von einem Feldgrauen, welches ihm meine Frau sofort nachschickte, dazu noch 2 Briefe. Auf dieses alles haben wir noch keine Antwort. Er sollte uns auch noch mitteilen, wer das Porto für den Einschreibebrief bezahlt hat, den wir von Ihnen erhalten hatten. Für Ihre Bemühungen noch nachträglich herzlichen Dank. Sind Sie doch bitte so lieb, und achten mal darauf wenn die Kinder nach Hause schreiben, daß unser Junge auch seine Pflicht tut. Am Samstag den 13.6. hat er wohl ein Geburtstagspäckchen erwartet. Da er uns aber so lange ohne Nachricht ließ, hat er nichts bekommen.
Sollten Sie mal Zeit haben, so würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns über das Betragen und den Fortgang in der Schule unterrichten würden. Wir legen nämlich sehr großen Wert darauf.
Jetzt werter Herr Schmitt, werden Sie verstehen, wenn man 4. Wochen ohne Nachricht von einem Kinde ist, in welcher Aufregung wir uns befinden.
Mit deutschem Gruß
Frau u. Aug. Pimpe