Mutter Schmitt an Sohn Horst, 6. August 1944

N. 6.

Bocholt, 6.8.44.

Lieber Horst!

Nachdem Vater Dir gestern Brief N. 5. geschickt, kam heute Dein Brief vom 29.7. hier an. Wir zwei beide haben uns sehr gefreut. So ganz lange brauchtest Du nicht mit dem schreiben zu warten, das sei nur so am Rande vermerkt. Samstag Abend waren wir wie üblich bei Kraatz, da war eben Dein Brief angekommen. Die Angelegenheit mit den Bildern geht in Ordnung. Ich habe die Bilder von Feldmann ordnungsmäßig verteilt, damit diese Sache mal in die Reihe kommt. Das Geld für die N.S. Schwester wird auch abgeschickt. Hoffentlich ist die ganze Blase noch in Tegernsee.

Dein eigenes Konterfei scheint Dir gefallen zu haben. Daß mir bei Looks waren, hat Vater ja schon geschrieben. Rudolf hatte gerade geschrieben und zwei verschiedene Aufnahmen von sich geschickt. Nun will ich Dir seinen eigenen Komentar zu den Bildern wiederholen. „Einmal blöd, einmal sinnig, macht zusammen blödsinnig. Ich sehe aus wie Karl Napp VII.“ (Karl Napp ist der erste Komiker bei Millowitsch in Köln gewesen.) Wenn Du Dir das zweimal durch ließt und genügend Fantasie besitzt, weißt Du, wie Rudolf aussieht. Wir haben uns halb tot gelacht. Herr Looks hat versprochen, Dir von Kufstein aus einmal zu schreiben.

Horst, wie geht es Dir mit Deinen Füßen? Hast Du keine Last mit Wundlaufen? Kommst Du mit den Fußlappen aus? Du mußt mir darüber schreiben, damit ich Dir entweder Salbe oder noch Fußlappen schicke. Von Looks will ich nämlich noch dergleichen Sachen haben. Der Tabak ist noch nicht bezahlt.

Heribert Hoffmann wird wohl mehr an der Ostküste Jütlands liegen; denn er hat sich in Aarhuus eine neue Brille verpassen lassen.

Den Brief von Helmut lege ich Dir bei. Du mußt ihm so bald wie möglich schreiben. Er schreibt immer noch Grüße an Dich nach hier. Da er ja in Skutari war, hat er von uns gar keine Post bekommen. Mittlerweile wird er ja wissen, wo Du gelandet bist.

Werner Sundermann ist nun auch schon über eine Woche fort. Ein Monat ist ja auch nur eine kleine Gnadenfrist. Du hast nun schon den ersten Dreck hinter Dir, und er steckt noch drin. Kurt Rickert sah ich vergangene Woche noch. Wie lange noch? Auf jeden Fall werde ich mich bei Gelegenheit nach ihm erkundigen. Seine Mutter treffe ich öfter im Geschäft.

So: das wäre für heute so ziemlich alles. Ein Bild aus Tegernsee lege ich Dir bei. Dies ist nämlich doppelt. Zeige das Bildchen aber nicht dem Herrn Unteroffizier oder gar dem Spieß, es könnte aufreizend wirken. Im übrigen wirst Du ja inzwischen das notwendige dicke Fell haben, an dem die kleinen Gehässigkeiten der kleinen Wichte abprallen. In diesem Sinne grüßt Dich herzlichst Mutter.

Viele Grüße an Heinz.

Lieber Horst! Auch von mir ein paar herzliche Grüße. Derweil Mutter sich mal aufgerafft hat, einen Brief an Dich zu schreiben, habe ich an der Stadtchronik gearbeitet und gleich zwei Monate auf einmal fertig gemacht. Hier ist sonst noch alles beim Alten. Schönes Wetter, das Ihr dort hoffentlich auch endlich habt, wenn es ja auch nicht gerade so heiß zu sein braucht. Nochmals herzl. Grüße auch an Heinz.

Dein Vater.

Soeben ist Tante Lisa (Hersel) zu Besuch gekommen. Sie hat Onkel Hubert in Münster besucht, der heute Abend nach dem Osten ausrückt.

Recht herzl. Grüße und alles Gute Tante Lisa.