Mutter Schmitt an Sohn Horst, 13. Juni 1942

Bocholt 13.6.42.

Mein lieber Horst!

Für Deine Karte danke ich Dir recht herzlich. Ich freue mich immer, wenn ich ein Lebenszeichen von Dir sehe. Dann weiß ich, daß Du noch da bist. Am meißten freue ich mich, wenn Du Ende Juli abgelöst wirst. Dann warst Du auch lange genug fort. Jetzt hast Du ungefähr 6 Wochen um, dann kann man schon die Tage abzählen. Wenn Du meinen Brief bekommst, wird Vater wohl wieder hier sein. Er schrieb, er hätte keine Ruhe mehr, seit die Tommis hier waren. Die haben ja auch genug zerdeppert hier. Mir ist es gar nicht recht daß Rudolf Dir alles geschrieben hat, jetzt machst Du Dir ja immer Sorge. Das mußt Du aber nicht, denn wir sind hier nicht allein, zudem ist auch Brandwache aufgestellt, auch gehen wir immer in den Keller. Du siehst es ist alles in Ordnung. Die letzten Nächte waren die Tommis nicht hier. Anfang der Woche ist in Vardingholt ein Bomber heruntergeholt worden, mit 7 Mann besetzt. Einer war noch „heil“ allerdings mit flach gedrücktem Kopf. Von 3 weiteren mußten die Knochen zusammen gesucht werden. Die andern hatten sich in Nichts aufgelöst. Das erzählte Seesing der die Knochen zusammen suchen mußte. In Hersel, Bonn und Godesberg war noch alles beim Alten. In Godesberg ist der Vogel eingegangen, aber dafür ist ein Dackel eingezogen, den Tante Kathrinchen so schön abgerichtet hat. Wir haben tüchtig über ihn gelacht. Die Kinder sind überall tüchtig gewachsen, so daß ich verschiedene schon garnicht mehr kannte. Nur in Uedorf

sieht es böse aus. Von dem Hause ist aber auch garnichts mehr übrig geblieben. Es ist wirklich traurig.

Mein lieber Horst, wie ist es mit Deiner Schwimmerei? Du schreibst nichts davon. Hoffentlich kannst Du es wenn Du zurück kommst. Helmut geht mit Deiner Karte zu den Tonwerken d. h. wenn schönes Wetter ist. Augenblicklich ist es kalt und unfreundlich. Hier im Park blühen jetzt die Rosen[?]. Schade daß Du von dieser Pracht nichts mitbekommst. Kommst Du auch mit allem zurecht? Ich meine mit der Wäsche und Deinen Strümpfen? Werden auch die Löcher nicht zu groß? Jetzt kann ich ja nicht danach sehen. Wie sit denn der große Krach mit dem „Drachen“ dort ausgegangen? Du mußt Dir solche Unannehmlichkeiten nicht so zu Herzen nehmen. An einem Ohr herein am andern heraus. Diese Zeit geht ja auch mal zu Ende. Sonst ist hier noch alles beim Alten. Was soll sich hier schon ändern. So sei denn für heute recht herzlich gegrüßt
von Deiner Mutter.

Hast Du auch mal an Onkel Heinrich nach Erfurt geschrieben.

Horst, ich möchte auch noch schnell etwas darunterschreiben. Ich muß gleich zum Dienst. Die Arbeit in der Werkstatt macht mir immer noch sehr viel Spaß. Bevor ich in den Ferien nach Bonn fuhr hatten wir eine Deutsch- u. Rechenarbeit geschrieben. Die Deutscharbeit machte ich als Bester von der ganzen Klasse. Nicht minder die Rechenarbeit. Nun sei für heute herzlich gegrüßt von Deinem Bruder Helmut.

Haßt du dem Hans Leggewist schon mal geschrieben, er sagte nämlich zu mir, er hätte noch keinen Brief von Dir bekommen.