Vater Schmitt an Sohn Horst, 4. Juli 1942
Bocholt, 4. Juli 42.
Lieber Horst!
Heute morgen erhielten wir Deine Karte aus Grafeneck und am Dienstag bereits das Paket mit der Uniform, die wohlbehalten, aber ziemlich dreckig hier gelandet ist, sodaß Mutter sie sofort gründlich gewaschen hat.
Du wirst Dich mittlerweile in dem neuen Heim eingelebt haben, und nach der Ansicht, die Du uns geschickt hast, zu urteilen, scheint Grafeneck sehr schön zu liegen. Vor allem imponieren die herrlichen Wälder sehr.
Heute nachmittag war Heinz Belting hier; er wollte die neuen Bücher aufschreiben, die Du demnächst auf der Klasse 7 haben musst. Die Bücher sollen für die ganze Klasse gemeinsam bestellt werden. Heinz hat für Dich die gleichen Bücher notiert wie
Haben die Bonbon nicht geschmeckt? Du schreibst gar nichts davon. Bleibe nicht länger wie 3 Monate das genügt. Ich bin schon wieder tüchtig am einkochen. Gruß Mutter.
Hier ist mal alles in bester Verfassung. Helmut kommt gerade von den Tonwerken, er hat sich
Viele Grüße von Deinem Bruder Helmut.
für sich. Das wird wohl richtig sein.
Dieser Tage war der alte Herr Wilk bei mir auf dem Amt. Er „strunzte“ sehr über seinen tüchtigen Hans, der in Steinau offensichtlich „ganz hervorragend abgeschnitten“ habe, da er in Ungarn „drei Lager“ zu leiten habe. Kunststück, wo die Jungen alle auf Bauernhöfen untergebracht sind, und die „Leitung“ der „Lager“ nur in der Einbildung besteht. Na, gönnen wir Hans die Freude; er hat dafür so mancherlei Unangenehmes zu erdulden. So darf er nur hin und wieder mal schreiben, alle Post wird zensiert, und von Hause hat er bis jetzt überhaupt noch keine Post erhalten!! Das scheint eine „nette“ Gegend zu sein, wo der da haust. Meinst Du nicht auch? Na, da wollen wir lieber in unserm schönen Süddeutschland bleiben, wo man die Errungenschaften der Kultur nicht zu entbehren braucht, wo man sich jedenfalls wohler fühlt als auf dem wilden Balkan. Vielleicht ist es nicht verkehrt, wenn Du gelegentlich Raps und Ruland mal ein Kärtchen schreibst. Die Pauker haben das ganz gerne, wenn sie etwas hofiert werden.
Für heute herzliche Grüße von uns allen,
besonders von Vater.