Frenud Hans an Horst Schmitt, 20. Juli 1942

Kerény, d. 20.7.42.

Lieber Horst!

Ich habe Deinen lieben Brief dankend und bei bester Gesundheit erhalten. Ich war zunächst ganz erstaunt, wie ich Deine Adresse sah. Ich wußte ja garnicht, daß Du gewechselt hattest. Hoffentlich sind dann meine Briefe noch angekommen bzw. wurden nachgeschickt. In Deiner Adresse waren auch einige Fehler und daher sieh genau auf meinen Absender. Da hast Du es ja doch sehr gut getroffen in Nagold und kannst froh sein wenigstens zuerst ein gutes Lager gehabt zu haben. Auch daß Du mit Deinem Lagerleiter gut ausgekommen bist freut mich und war sicher eine Erleichterung für Dich. 6 Wochen bist Du nur dort gewesen? Ja das kommt ungefähr hin wenn Du am 1. od. 2. Juli nach Grafeneck gekommen bist. Aber warum? Du kannst froh sein, daß Du noch einen Unterführer hattest. Wir waren hier in meinen 3 Lagern mit 5 Führern. Ein Lager hatte also keinen Unterführer. Dann ist ein Unterführer abgerufen worden und dann aus demselben Lager der Lamafü. Da mußte ich dann meinen Unterführer (ich führe nämlich nebenbei auch noch ein Lager) an das Lager abgeben. Jetzt haben wir 3 Lamafü auf 3 Lager. Einer von ihnen, mein ehemaliger Unterführer wird in

einer guten Woche abgerufen. Dann bin ich mit dem anderen allein. Dazu ist der dann in einem anderen Ort! Ja, ja so ist es! Wir beiden letzten werden zusammen abgelöst gegen Ende August. Eigentlich schon Ende Juli aber wir haben verlängern lassen. Also sorge daß Du meine Kollegen behältst. Euer Wetter [?] Du schön. Na, dann komme mal hierher bei 60° Hitze. (Mittlerweile ist es aber „kühler geworden“, nur 40°“. Eure merkwürdige Krankheit kenne ich nicht und Du mußt sie mir schon mal näher erklären. Und wenn Du da von platzen redest. Da wäre wirklich nichts verloren, nur schade, daß das Lager bei Deinem „Platzen“ in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Na, von eurer Wirtschafterin bist Du ja nun erlöst. Von dem Jungenmaterial bei mir werden wir uns gelegentlich mal unterhalten. Aber sei froh daß Du gute hattest in dem Lager.

Nun zu Deiner neuen Unterkunft. Jetzt bist Du ja sogar zum Grafen befördert worden: Herr Graf von Grafeneck. Gratuliere, muß aber noch gefeiert werden. Wenn ich zurückkomme werden wir mal tüchtig feiern und der steinreiche Graf von Grafeneck in seinem renovierten Schloß, daß von außen einen guten Eindruck macht, wird ausgeben. Da wirst Du aber viel anlegen müssen und ich bin sehr verwöhnt worden hier. Jetzt muß ich nur noch wissen wo Grafeneck liegt, dann komme ich den Grafen mal besuchen und dann wird im großen Rittersal ein Willkommensfest abgehalten. Aber nur wenn Du noch da bist. Wie lange dauert eigentlich Dein Einsatz? Wann kommst Du zurück? Mußt Du erst noch nach Münster? Jetzt weiter zu Deinem Lager. Du schreibst von 85 Jungen! In wieviel Lager sind die aufgeteilt? Und wieviel La ma fü und Unterführer sind da? Wieviel Lagerleiter und was für welche? Denn: Wie kommt ihr an Belgier? Verstehen die euch denn? Ich kann mir das garnicht vorstellen. Wie ist das mit Material bei euch? Hier ist nichts ich laß mir jetzt von zu Hause schicken. Gut daß die Jungen „tadellos“ sind und man mit ihnen „gut fertig werden“ kann. Vor allem freut mich, daß sie begeistert sind, was ja leicht jede Schwierigkeit überwinden

Horst, Horst Deine Schrift ist gemalt! Nimm Dir ein Beispiel an mir!

Horst, Horst, Horst was machen die Frauen? Hoffentlich verstehst Du mein [?]!

hilft. Da solltest Du unsere mal sehen. Legst Dich flach! Aber alle Arbeit daran geht verloren, denn so schlecht ist das Jungenmaterial. Im Gegensatz zu Deinen Jungen, die 10-16 Jahre sind, was wirklich sehr schwer ist, haben wir hier 9-14 Jährige, die z. T. noch nicht in der HJ waren. Wie gestaltet sich eigentlich euer Dienst vor allem jetzt in den Ferien? Wann und für wie lange habt ihr Ferien bekommen? Läßt sich dort für Dich nach Dienstschluß was machen? Hier ist rein garnichts los. Wir vegetieren von Tag zu Tag. Wie ist die Kost? Hier ist sie ausgezeichnet! Mit wem stehst Du in schriftlichem Verkehr? Auch mit dem Bannführer? Ich habe ihm geschrieben und glaube, daß er Dir daraufhin schreiben wird. Also antworte bald sonst bekomme ich Deine Antwort nicht mehr. Sei gegrüßt von

Deinem Hans!