Freunde Jochen und Rudolf an Klasse 7b, 6. Februar 1943

An
die Klasse 7 b der
Städtischen Oberschule Bocholt
Bocholt/Westfalen
Ostwall 29

Absender: Grenadiere Kraatz u. Looks
1./Gren.Ausb.Batl. 464. Eschweiler bei Aachen

Eschweiler d. 6.II.43

Liebe Kameraden!

Ja! Die beiden Dioskuren sind doch zusammengekommen trotz verschiedener Nummern. Als wir am Freitagmorgen recht pill auf dem Hof des Wehrbezirkskommando Recklinghausen auf unseren Koffern saßen, da wußten wir noch garnichts. Dann aber ging es bald schon wieder auf die Bahn u. in einem Sonderzug, der uns mit vielen anderen nach Eschweiler bringen sollte. Fast jeder Bahnhof brachte eine neue Gruppe von Rekruten zu uns. Pennäler sehr viel Pennäler, alle in Räuberzivil mit dem bekannten Köfferchen in der Hand und mehr oder weniger geistreichen Gesicht, wie wir. Einige Kameraden aus der Klasse haben uns ja abfahren sehen. Dieser erschütternde Liebesdienst sei ihnen nochmals herzlich gedankt. – Den Transport aber werden wir nicht so leicht vergessen. Stellt Euch vor, ein großer Zug voll Jahrgang 1924. Die verschiedenen Bahnhöfe zitterten bei dem Krach. In Eschweiler wurden wir mit Trommeln, Pfeifen u. Trompeten abgeholt u. je näher die Kaserne kam, desto ruhiger wurde der lange Zug. Vor 3 Wochen werden wir sie kaum von außen sehen. Nach einer kurzen Ansprache eines Offiziers waren wir nun Infantristen, besser Grenadiere. Nach einer Nacht in Zivilzeug, ohne jegliche Verpflegung, bekamen wir heute morgen die „Polinten verpaßt“ u. sahen jetzt schon wie ganz alte Landser aus. Doll! Bei Gelegenheit wird eine diesbezügliche Aufnahme bei Euch eintreffen. Aber nichts destowenigertrotz sind wir „stolz“, den „bunten Rock“ (denn unsere Uniform sind mehr bunt als grau) tragen zu dürfen! „Lieb Vaterland magst ruhig sein! Wir werden Deine Schirmer sein!“ Ich kann Euch sagen: Die Infanterie ist immer noch die Königin der Waffen! und deshalb muß es auch Euer Streben sein, einmal gute Grenadiere zu werden zum Wohle des Vaterlandes, das auch Euch in Kürze rufen wird. Aber immer nur an den niedlichen Reim,