Freund Heinz an Horst Schmitt, 6. Juli 1943
Bocholt, den 6.VII.1943
Mein lieber Dicker!
Meiner Meinung nach würde es ja auch mal langsam Zeit, mir einige Zeilen zukommen zu lassen. Ich kann ja verstehen, dass Ilse zunächst einmal einen Liebesbrief erhalten musste! (?) Aber „nichts desto weniger trotz“ meinen besten Dank für Deinen lieben Brief. Es hat mich riesig gefreut, dass Du nun nahe meinem alten Wirkungsbereich Deine Tätigkeit entfalten darfst. Die Gegend gefällt Dir sicher ganz gut. In Unterwössen bin ich allerdings nicht gewesen. Wenn Du doch mal nach Eisenärzt hinkommen solltest, dann gehe doch bitte einmal zu meiner alten Heimleitung und bestelle viele Grüsse von mir. Inzwischen wirst Du ja auch wohl den hauptamtlichen H.J. Führer Paul Mooshuber aus Eisenärzt kennengelernt haben (best. Gefolgschaftsf.). Wenn Du ihn mal triffst, richte ihm bitte viele Grüsse von mir aus. Wenn er sich meiner nicht mehr erinnern sollte, dann sagst Du ihm ich wäre mit dem Lagerleiter Lesch zusammengewesen.
Wer hätte das gedacht, dass Du ausgerechnet in diese schöne Gegend gekommen bist. Es freut mich ja ungemein, dass Du es in Bezug auf Lagerleiter bzw. –lehrer gut getroffen hast. Was das bedeutet, habe ich ja nun selbst erfahren.
Aber dass Du gerade so ein Pech mit der Heimleitung haben
musstest, das ist Pech (Schicksal). Aber ich gebe Dir den einen Rat, immer feste druff. Sonst scheinst Du ja wohl zufrieden zu sein.
Hast Du es jetzt mit Deiner Ilse am klappen? Nach so viel Briefen, die sie ja schon von Dir empfangen hat, wird jetzt wohl alles richtig funktionieren. Treibe es aber nicht zu doll. Rudolf ist in Beziehung „junge Damen“ ganz anders geworden. Er steht jetzt voll und ganz auf dem Standpunkt des Herzogs von Mantua: „Freundlich blick ich auf jene und diese ...“. Ich möchte Dir nun den „väterlichen“ (hm, hm) Rat erteilen, springe nicht vom Hölzchen aufs Stöckchen. Da bin ich nämlich gar nicht mit einverstanden. Ich habe mich in letzter Zeit auch mal nach etwas umgesehen und auch jemand ins Auge gefasst. Es ist diejenige mit deren Namen Du mich früher aufgezogen hast. Schreibe aber nichts davon, Du kennst meine Mutter in der Beziehung.
Das Reiten geht gut voran. Im August machen wir schon unseren Reiterschein. – Jetzt flucht aber jemand, man kann es ja fast bis hierhin hören. – Ja, da bist Du aber platt was. Aber ein Trost werde Dir zuteil. Es sollen in jedem Monat, von Juli angefangen, Prüfungen für den Reiterschein abgehalten werden. Dann bekommst Du ihn aber auch noch wohl.
Doch nun Schluss.
In der Hoffnung bald wieder etwas von Dir zu hören grüsst Dich in alter Freundschaft
Dein Heinz.