Freund Jochen an Horst Schmitt, 6. Dezember 1943
Im Süden d. 6.12.43
Lieber Horst!
Vor einiger Zeit habe ich Dir einmal geschrieben, ob Du den wohl bekommen hast? Bei der langweiligen Postbeförderung läßt sich das allerdings denken. Daß es Dir gut geht, glaube ich unbedingt, denn wie kann es dem „Dicken“ schlecht gehen, - aber ich hörte da vor einiger Zeit von zu Hause, daß Ihr, als die“Flaksäuglinge“ Eure Feuertaufe mitgemacht habt bei einem großen Angriff auf Münster. Hoffentlich kann ich Dir Glück dazu wünschen, wie das unter Soldaten so üblich ist, wenn es zum ersten Mal um die Ohren gepfiffen hat. Na ja, Hauptsache ist, daß Du gut herausgekommen bist u. für weitere etwaige Gelegenheiten möchte ich Dir Hals und Beinbruch wünschen u. ein gehöriges „Dauerschwein“, das wir uns alle wünschen. Wie sieht es denn mit Eurem weiteren militärischen Leben aus, wird man Euch auch bald endgültig festsetzen? Hoffentlich nicht, daß Ihr wenigstens Weihnachten noch zu Hause feiern könnt. Bei uns wird Weihnachten etwas dünn ausfallen u. wenn wir es hier noch feiern, dann wird es wohl in den Stallungen am Meer geschehen, die wir augenblicklich eifrig bauen. Eine Zypresse mit Kerzen wird wohl auch einige Weihnachtsstimmung hervorrufen u. das Meer wird donnernd mitsingen, wenn die Feststimmung gestiegen ist. – Aber Winter wird es hier nicht. Wenn auch in der augenblicklichen Regenzeit hin u. wieder ungeheure Wassermassen niedergehen, ist es doch noch kein Winter, denn man kann noch ordentlich schwitzen u. sogar noch manchmal baden. Einige Aquarelle sind auch schon wieder entstanden unter dem wohlwollenden Protektorat des Komp.-Chef, der etwas Interesse an solchen Dingen zeigt. Er selbst hat mir schon zwei Bilder abgekauft. Allerdings sind alle ausschließlich während des Dienstes entstanden, der sonst nicht einmal für einen
Brief genügend Zeit läßt. Heute habe ich einmal wieder Tageswache und die wachfreien Stunden werden schnell benutzt, um einige Briefe in verschiedene Himmelsrichtungen zu jagen. So auch an Dich. Man muß auch endlich einmal daran denken, die wenigen Leute, die mit Briefen vom Kranli rechnen mit Weihnachtsgrüßen zu versorgen. Aber schreib doch einmal, was Du machst u. schweige Dich nicht so ganz aus. Also dann möcht ich Dir herzlich alles Gute für das Weihnachtsfest wünschen u. für Dein späteres Soldatendasein. Übermittle bitte Deinen Eltern ebenfalls die besten Weihnachtsgrüße, zum Fest des „Friedens“ -. Was macht Helmut?
Euch allen ein frohes Weihnachtsfest von Eurem gemeinsamen Freund