Horst Schmitt an seine Familie, 13. Dezember 1943
O. U., 13.12.43.
Meine Lieben!
Es ist ja immer so im Leben: wenn man sich auf ein Sache besonders freut, so gehts meistens schief. Das habe ich ja auch schon selber festgestellt und muss dies auch heute wieder tun; denn die blöde Quarantäne wird nicht wie vorgesehen am 17.12. aufgehoben, sondern wahrscheinlich erst nach Weihnachten. Das ist ja nicht sehr schlimm. Mir persönlich ist es nämlich nicht zum sterben zu Mute, wenn ich Weihnachten nicht zu Haus bin. Viel wichtiger ist, dass die Quarantäne bald aufgehoben wird und meine Entlassung stattfindet. Nun schrieb ich im letzten Brief, dass keiner mehr herüberkommt. In Anbetracht der neuen Lage jedoch wäre ich eines Besuches von Eurer Seite nicht abgeneigt! Besonders liegt mir daran
meinen Wäschebestand und den Essvorrat zu vergrösseren. Leider ist zum langen Erzählen keine Möglichkeit, da Ihr nicht in die Kantine dürft und ich nicht aus der Stellung. Ihr müsst wissen, wie es mit der Zeit auskommt. Ich möchte nicht, dass Ihr etwa in Ungelegenheiten kommt. Denn schliesslich handelt es sich ja noch bloss um Tage. Ärgerlich ist nur, dass ich schon eine Woche zu Haus sein könnte und dass durch die Länge der Quarantäne die Freizeit bis zum Kommiss verkürzt wird. Deshalb hoffe ich, dass bald mit dem Unsinn Schluss gemacht wird.
Bis zum nächsten Mal grüsst Euch also herzlich
Euer Horst.
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