Freund Heini an Horst Schmitt, 29. Februar 1944
O. U., den 29.II.44
Lieber Horst!
Endlich finde ich etwas Zeit Dir für Deine lb. Zeilen zu danken und sie zu beantworten. Sicherlich wartest Du schon lange auf diesen Brief, aber es war mir bestimmt nicht eher möglich zu schreiben.
Fortsetzung am 1. März. Soweit bin ich gestern abend glücklich gekommen. Da kam mal wieder eine Impfung dazwischen. Wir haben, wie Du ja weisst, keine Impfbescheinigung erhalten und jetzt hat man uns schon zweimal unter der Nadel gehabt. Fürchterlich. So weh hat mir das noch nie getan. Ich kann heute kaum den Arm hochheben und trotzdem geht der Dienst lustig weiter. Ordnungsdienst noch und noch. In den letzten Tagen wird bei dieser Gelegenheit der vertraute Marschtritt geübt, bis zur Vergasung. Aber die ganzen Ausbilder können uns mal. Wir sind dabei so stur geworden, Du würdest bestimmt staunen. – Über Deinen lb. Brief habe ich mich wirklich gefreut! Habe ich doch daraus ersehen, dass Du noch der alte „Dicke“ geblieben bist. Es ist nur sehr schade, dass wir beiden uns nicht mehr richtig verabschieden konnten. Ich hatte noch bestimmt mit Deiner rechtzeitigen Entlassung gerechnet. Pech gehabt! Das letzte kann ich auch in Bezug auf Keffus sagen. Ich weiss ja nicht ob sie es Dir schon erzählt hat. Wir vier hatten uns auf Dienstag morgen an der Bahn verabredet, um dort unsere Fahrkarten zu lösen und um uns „mit Tränen“ ein herzliches Lebewohl zu sagen
und um denke Dir, die besorgte Person ist nicht erschienen. Schuller[?] wollte Erna abholen, aber sie soll angeblich ganz verdreht gewesen sein. Zwar hatten wir uns am gleichen Morgen noch nach der Kirche getroffen und uns dabei ein „Auf Wiedersehen bis gleich“ gewünscht. Und nachher die Enttäuschung!!! Aber was war dran zu machen. – Mit Freude habe ich von Dir erfahren, dass Du die Ww. Betreuung zu meiner vollen Befriedigung durchgeführt hast. Gerne habe ich gehört, dass Du Erna noch ein bischen von diesen „schönen Sachen“ erzählt hast. Wie sie mir schon schrieb, ist sie ganz begeistert von Deinem „Redetalent“. Genug davon. Die Zeit ist sehr knapp. Gleich soll noch wieder ein Nachappell steigen. Aber da unser Einsatz hier nur 8-10 Wochen dauern soll, kann mich das garnicht erschüttern. Wie lange gedenksts Du in der K.L.V. zu bleiben. Dass Du mir ja bei meiner Entlassung wieder zu Hause zu bist. – Was macht die Reiterei. Bestelle Tempelmann bitte v. mir die herzlichsten Grüsse. Weise bitte noch einmal auf den Reiterschein hin, dass er weiter beim W.B. kommt. – Sonst wünsche ich Dir noch einmal recht vergnügte Tage in Bocholt und treibe es nicht zu doll!?! Da meine verbogenen Haken bestimmt den Deinigen gleichen, wirst Du sie ja wohl entziffern können. Es ging alles in Eile. Wenn ich einmal mehr Zeit habe, werde ich etwas Vernünftiges auf die Reihe bringen.
Viele Grüsse an Deine Eltern und besonders an Dich
von Deinem Freund Heinz.
Noch eins. Denke bitte einmal an das A.J.U