Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 9. April 1944
Bocholt, 9.4.44.
Mein lieber Großer!
Nun haben wir den ersten verregneten Ostertag mit guter Führung beendet. Was könnte man bei dem Wetter schon besseres tun, als den „lieben“ Söhnen schreiben. Ich habe den graußlichen Verdacht, daß die auch nur dann schreiben, wenn es regnet. Zumal der Große. Oder bestände die 2 auf dem Umschlag vielleicht zu recht? Bisher sind von Dir 3 Karten und 1 Brief angekommen. Soll N. 1. sich denn verkrümmelt haben? Man kann sich anstrengen, wie man will, immer hat sie (dießmal ich) was zu meckern. Aber nichts desto trotz, über Deinen Brief N. 2
haben wir zwei „Alten“ uns riesig gefreut, mein lieber Junge. Jetzt sind wir über Deine Umgebung ganz im Bilde. Es ist nun doch anders gekommen, als Du Dir ausgemalt hast; denn 14 Lager mit so „alten“ Jungen war nicht nach Deinem Geschmack. Auf jeden Fall ist es für Dich in jeder Hinsicht eine gute Schule. Von Freund „Heinzchen“ erhielten wir gestern eine Karte. Er hofft, daß Helmut für einige Tage herüber käme. Ein frommer zwar, doch aussichtsloser Wunsch. Am 25.4. wurden sie entlassen. Heribert schrieb uns daßselbe. Er verbringt die Hälfte des R.A.D. in der Heilstube, gar nicht übel. Helmut hatte auch so schlimme Füße beim R.A.D., ist aber trotzdem weiter gelaufen.
Denke Dir nur, Josef Schmitz, Uedorf, hat mich besucht. Vater war leider nicht da. Sein erster Wunsch war, sich waschen zu können. Da er etwas Motorenverstand hat, kam er zu den Lastwagen. Zu ihm konnte man sagen: „sage mir, mit wem Du umgehst, und ich sage Dir, wie Du aussiehst“. Josef erzählte mir auch, daß Christian Decker seit dem 1.4. eingezogen ist. So nun muß ich bald schließen, weil Vater sich auch noch anhängen will. Wünsche Dir alles Gute, auch daß Du Deine Stellung dort, noch lange hällst, und setze Dich beim Schifahren nicht so oft hin, Du weißt ja.
Deinen Wunsch, wegen der Todeskarte habe ich Frau Kraatz gleich mitgeteilt. Sie würden das schon machen. So sei denn recht herzlich gegrüßt von Mutter.
Hast Du Kraatz noch nicht geschrieben?
Lieber Horst!
Da Mutter noch eine Seite frei gelassen hat, erhälst Du auch von mir ein paar Zeilen. Dein Brief No. 2 klang ja ganz erheblich geschwollen. Du gehst ja mit den Herren Studienräten um, als wären sie KLV-Jungen, die mal erzogen werden müssen. Treibe es nur nicht zu toll mit ihnen, wenn auch dem einen oder andern von ihnen eine kleine Dusche gewiß nichts schaden kann.
So nun hätte ich für heute mal wieder genug Moral gepredigt.
Sei herzlich gegrüßt
von Deinem Vater.