Horst Schmitt an seine Eltern, 16. April 1944
Tegernsee, 16.4.44.
Meine lieben Eltern!
Noch nachträglich meine besten Ostergrüße. Ich habe fast ganz vergessen, daß Ostern war. Hier war das schönste Frühlingswetter, und im KLV-Lager wird nicht soviel Ostern gefeiert. Zwar gabs Eier und Schleckereien. Aber was eigentlich Ostern ausmacht, das Kirchliche, ist ganz fortgefallen. Sehr schade! Nun ist hier mit Gewalt der Frühling eingezogen. Nachdem noch 2 Tage vor Ostern Tegernsee noch ganz unter einer Schneedecke lag, ist jetzt auch auf den Bergen nicht ein Eckchen mit Schnee mehr zu finden. Der Schnee ist rasend schnell verschwunden. – Für mich gibt es in den nächsten Tagen sehr viel Arbeit. Zwei Veranstaltungen wollen sorglich vorbereitet
sein: Führers Geburtstag und der Kreistag am 23.4. in Miesbach. Zum Führersgeburtstag muß ich eine große Rede schwingen. Daß sie vorbereitet sein will und zwar gut, das ist schon aus 2 Gründen unbedingt erforderlich. Zunächst hatte bisher immer der Direktor des Paulinums, Münster, bei solchen Angelegenheiten große Reden geschwungen. Das muß ich jetzt machen, weil ich eine Feier vom ganzen Hauptlager und nicht nur von den 3 Schulen haben will, wie das bisher immer der Fall war. Ferner sind die ganzen Studienräte da, die ja nun mit kritischen Ohren dem „Machwerk“ des Abiturienten zu hören. – Der Kreistag bringt ja weiter keine Schwierigkeiten, wenigstens keine unüberwindbaren, da ich so etwas ja schon mitgemacht habe. Über den Erfolg berichte ich End nächste Woche. In der Hoffnung auf einen baldigen Brief grüßt Euch
herzlich Euer Ältester.