Horst Schmitt an seine Eltern, 13. Juli 1944
An
Fam.
H. Schmitt
21 Bocholt/Westf.
Nordallee 4
Absender: Soldat H. Schmitt
Feldpostn.: 03586 E
120
O. U., 13.7.44.
Liebe Eltern!
Nun kann ich Euch endlich schreiben und gleichzeitig eine Adresse angeben (03586 E Leitzahl 120). Eine Reihe ereignisreicher Tage sind hinter mir, in denen wir uns langsam aber sicher dem Euch schon genannten Ziel genähert haben. Drei Tage Fahrt in einem gewöhnlichen Güterwagen mit Bänken und Stroh. Im D-Zug fährt es sich wohl besser! Unsere Sitzfläche haben wir ganz durchgesessen, denn im Verhältnis zum Güterwagen fahren die Züge um Bocholt ruhig! Jedenfalls habe ich die Sache sehr gut überstanden, ohne Angina u. a., obwohl ich noch nie so zugig gefahren bin. Beim Komiß wird man doch wohl gesünder!?! Dann haben wir einen Gepäckmarsch gemacht von 12 km Länge und 70 Pf. Gepäck bei sehr großer Hitze. Die ganze Uniform war wie aus dem Wasser gezogen. Augenblicklich liegen wir noch in einer Übergangsstellung. Die Nordsee ist nicht weit von uns entfernt. Auch unterwegs haben wir die Nordsee schon des öfteren gesehen. Jetzt bildet sie unseren Horizont in Nord und West! Ein stets frischer Wind weht vom Westen her. Augenblicklich ist unangenehm kalt, und Regen und Sturm machen das Draußensein so ungemütlich wie bei uns im Herbst. Helmut vergeht vor Hitze und ich friere im Augenblick scheußlich. Das macht mir aber nicht viel aus. Man will ja schließlich ein alter Landser werden. Vielmehr man muß! Dazu gehört sowohl Primitivität als auch Wetterunbill und „dösige“ Unteroffiziere. Trotz alle diese Unannehmlichkeiten fühle ich mich so wie sonst und wenn es nicht schlimmer kommt, ist es bestimmt auszuhalten, besonders wenn man in Aussicht hat, daß es in absehbarer Zeit besser wird.
Viele Grüße
Euer Horst.