O. U., 15.7.44.

Meine lieben Eltern!

Zu Vaters Namenstag sende ich nachträglich die besten Grüße. Habt Ihr ihn würdig gefeiert? Hier auf der Stube liegen 10 Heinze. Im Lande, wo Honig fließt, wird der Namenstag gebührend gefeiert. Zur Feier des Tages haben wir beide uns 1 Liter Sahne, richtige Sahne, gekauft. Ebenfalls haben wir unsere Wurstportionen durch Kaufen gewaltig vergrößert. Die Buttermenge konnten wir umständehalber „noch nicht“ vergrößern. Trotzdem essen wir kein Brot ohne Butter, und diese wird grund-

sätzlich so dick geschmiert, daß man vom Brot nichts mehr sieht. Wir leben also gut. Bei dieser Gelegenheit will ich Euch mal etwas umfangreicher über unsere Verpflegungslage berichten. Mit dem Essen in der Batterieküche kommen wir aus, besonders was Morgen- und Abendkost anbelangt. Brotaufstrich gibt es genug. Nun besteht für uns die Möglichkeit, allerhand zu kaufen, was nicht gerade lebensnotwendig, aber doch immerhin gut zu gebrauchen ist. So gab es heute Sahne, Plätzchen, Wurst, Marmelade und noch manches andere, alles für einige Kronen, die hier den halben Wert haben wie die Mark: 2 Kro-

nen = 1 Mark. In Dänemark ist nun alles viel billiger so gibt es allerhand dafür. Nun besteht für uns die Möglichkeit, im Monat 2 Päckchen nach Hause zu schicken. Ich werde also meine Grüße einen nährhaften Untergrund geben. Dabei könnt Ihr mir noch helfen. Wir dürfen uns nämlich von unseren Eltern einmal im Monat 14 Mark schicken lassen. Schickt mir bitte für Juli und August zusammen 28 RM per Postanweisung. Aber keine persönlichen Mitteilungen auf die offene Postanweisung, da diese direkt von der Batterie behalten und uns die Kronen gleich

ausgezahlt werden. Ihr seht also, daß es Eurem Ältesten ganz gut geht, bis auf einige kleine Unannehmlichkeiten, die nun mal im Anfang jeden Rekruten anfechten. So die fürchterliche Schreierei der Uffz., die den Mangel an Führertum durch Brüllerei ersetzen. Aber man gewöhnt sich an alles. In den 14 Tagen, die ich jetzt dabei bin, habe ich mich auch schon an allerhand gewöhnt. Schickt also die 28 RM!

Euch beiden sendet die besten Grüße Euer Ältester. (03586 E)

Recht herzliche Grüße
Heinz.

1 Zulassungsmarken.

NB.: Ich höre gerade, daß die 28 RM nicht auf einmal geschickt werden dürfen. Schickt mir also nur 14 RM für Juli. Ende Juli sendet dann für August ab.

Herzlich Euer Horst.