Horst Schmitt an seine Eltern, 21. August 1944

11)

O. U., 21.8.44.

Meine Lieben!

Vielen Dank für den Brief vom 13.8. mit dem schönen Bild. Es ist gut, wenn man ein Bild von seinen Eltern hat. Da weiß man wenigstens noch, wie sie aussehen! Jetzt fehlt mir noch Helmut. Solltet Ihr inzwischen ein Bildchen von ihm erhalten haben, so habe ich nichts dagegen, wenn Ihr mir ein schönes zukommen laßt.

Ich bin ja erstaunt, wie sich die neuen Maßnahmen der Regierung in Bocholt bemerkbar machen. Man kann also sehen, daß immer noch Männer zum Soldatenspielen gefunden werden können. Daß Clemens Drees noch mal Soldat werden soll, finde ich ja toll. Helmut weiß ja nun auch endlich von meiner Einberufung. Hoffentlich hällt er sich noch recht lange dort. Die paar Kriegswochen braucht er auch nicht anders zu verleben, wie die bisherigen.

Wie ich Euch, so glaube ich, schon mitteilte, haben wir am vergangenen Donnerstag unseren wahrscheinlich letzten Umzug getätigt. Wir liegen jetzt

in der Feuerstellung. Unsere Unterkünfte sind Bunker, die dreiviertel in der Erde liegen. Mit 6 Mann liegen wir in einer solchen Behausung, deren Grundriß 3x3 m beträgt. Auch die Höhe ist gerade so bemessen, daß normale Menschen gerade gehen können. Ich muß mich also bücken. Da aber nur anständige Kerle darin wohnen, lauter „Siebensinnige“ bis auf einen Obergefreiten, der ganz annehmbar ist.

Ich habe Euch in dem Brief Nr. 11 eine Schilderung der schönsten Tage, die ich bisher beim Komiß erlebt habe. Glaubt nur nicht, daß das immer so ist. Wie ich aus Euren Briefen lese, scheint sich da ganz die Meinung eingebürgert zu haben, daß wir nicht allzuviel tuen. Wie gesagt, dem ist nicht so. Wenn Ihr mal nächstens mein Tagebuch lest, dann erfahrt Ihr genauer, was hier los war. Euch das jetzt mitzuteilen, hat keinen Zweck, da ja doch nur falsche Vorstellungen entstehen. Auszuhalten ist es aber immer. Das haben schon Generationen vor uns gekonnt.

So nun Schluß. Viele Grüße auch von Heinz sendet Euch