Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 12. September 1944
Nr. 14.
Bocholt, den 12. Sept. 1944.
Lieber Horst!
Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 4.9., der bereits am vergangenen Samstag hier eintraf. Leider konnte ich ihn bis heute nicht beantworten, da ich an einer Seite etwas faul war, anderseits aber auch reichlich viel Arbeit hatte.
Wie wir aus dem Brief ersehen, hast Du einige Tage im Revier verbracht. Nun, einem alten Landser stehen ja schliesslich ein paar Ruhetage mal zu. Hoffentlich haben sie dazu beigetragen, den Mastochsen etwas schlanker zu gestalten, damit er sich wieder unter normalen Menschen sehen lassen kann.
Übrigens sind Deine Päckchen für August, wie wir Dir bereits mitgeteilt haben, tadellos hier angekommen. Das Geld für September haben wir schon längst abgeschickt, und morgen geht auch die Rate für Oktober ab. Auf die neuen Päckchen sind wir gespannt, vor allem, ob der Speck glücklich hier landet. Gegen Parfum und Schlips haben wir nichts einzuwenden. Man nimmt eben, was man bekommt... Hier geht im grossen und ganzen alles seinen geordneten Gang. In der vergangenen Woche waren die Gemüter etwas nervös, als einige Deutschen und Mussertleute etwas voreilig aus Holland ausgerissen waren und hier landeten. Mittlerweile hat sich die Aufregung wieder gelegt.
Mutters Versuch, bei Markwort Soldatenmäntel zu stopfen, ist schnell gescheitert, da das kranke Auge sie bei der intensiven Arbeit zu sehr belästigte. Sie wird jetzt leichtere Arbeit bekommen, die nicht so hohe Anforderungen an die Sehkraft stellt, wie Herr Dr. Münch in seinem Attest geschrieben hat.
Von Helmut haben wir seit dem 15.8. nichts mehr gehört. Wir nehmen an, dass auf dem Balkan Truppenbewegungen, hervorgerufen durch den Abfall Rumäniens und Bulgariens, im Gange sind und dadurch die Post nicht mehr so richtig funktioniert. Raus von neben an haben auch so lange nichts mehr von ihrem Sohne, der in Saloniki liegt, gehört.
Hast Du auch die Post bis No. 13 erhalten?
Lieber Horst!
Vater hat Dir ja schon alles Wissenswerte mitgeteilt. Bei Markwort hatte ich sehr nette Gesellschaft z. B. auch Frau Wüsten. Ich nehme an, daß Sie Spitzeldienste tut, denn Sie hat schon manche zurecht gestaucht. Ich bin froh, daß ich nicht mehr dort hin brauche. Du mußt nicht soviel Eier essen, sonst kenne ich Dich nächstens nicht mehr wieder. Käse und Puddingpulver haben uns gut geschmeckt, auch die Seife ist gut. Tonseife habe ich keine mehr. Parfum mußt Du aber gut einpacken, und Schlipse könnt Ihr alle drei gebrauchen. Hast Du von Helmut noch nichts gehört? Das wäre für heute alles. Viele herzliche Grüße an Euch zwei sendet Mutter.
Und nun zum Schluß
Herzl. Gruß und Kuß
Dein Vater.
Nächstens mehr!