Horst Schmitt an seine Eltern, 1. Oktober 1944
Dänemark, 1.10.44.
Liebe Eltern!
Zunächst meinen besten Dank für Euren Brief Nr. 15. Bisher habe ich alle Eure Briefe erhalten. Im letzten Brief standen mal wieder allerhand interessante Sächelchen drin. Ich habe mir das Arbeiten der 1400 Männer aus dem Kreise Bocholt-Borken vorzustellen versucht. Besonders das Arbeiten der genannten Herrn. Heinz und ich sind ja hier an allerhand Erdarbeiten gewöhnt und wissen wohl, wie schwer uns das Arbeiten im Anfang geworden ist. Und nun Herr Looks, die ganze Pauker und vor allen Dingen Bubi mit Schüppen in der Hand. Die Pauker werden ja mit wachsender Erregung in Zahl ihr Schüler schwinden gesehen haben, und den Tag ihres „Einsatzes“ mit Grausen erwartet haben. Aber das werden sie sich bestimmt nicht haben träumen lassen. Augenblicklich habe ich mal wieder ein Mittelchen, um sich an unangenehmen Diensten zu drücken. Bei dem vielen Regen habe ich vor einigen Tagen nasse Füße gehabt. Da hat sich der Fußlappen verschoben und ich habe mir die Hacke aufgescheuert.
Dreck ist in die Wunde gekommen und schon war Vereiterung und Entzündung da. Einen Schuh kann ich an dem Fuß seit einer Woche nicht mehr tragen. Der Pantoffel eines Kameraden ersetzt die übliche Fußbekleidung. Ist nun Infanterismus oder Exerzierdienst oder müssen wir beim Regen zum Reiten eine Stunde laufen, so melde ich mich ab. Meistens muß ich dann die Stube des Herrn Wachtmeister säubern und dann drücke ich mich irgendwo herum. Meistens auf meiner Stube. So habe ich vor einigen Tagen seit einem Vierteljahr zum ersten Male wieder ein Buch gelesen. Ein seltener Genuß! Erstaunt war ich über das, was Helmut Neues berichtet hat. Er wird ja jetzt wohl eine schöne Zeit im Lazarett verleben. Ich möchte nur wissen, was er eigentlich hat. Schlimm wird es ja wohl nicht sein. Hoffentlich könnt Ihr ihn bald besuchen! Bei uns geht es mächtig auf das Ende unsere Ausbildung zu. Haben wir die Besichtigung gut überstanden, so geht es uns besser. Übrigens geht augenblicklich wieder ein Gerücht herum, laut dem die R.O.B. bis zu 10 Wochen noch hier bleiben sollen. Wie gesagt, soll man aber alles herankommen lassen.
In der Hoffnung, daß bald Schluß ist grüßt Euch herzlich
Euer Ältester.
Grüßt Fam. Looks und Kraatz von mir. Ich habe augenblicklich, keine Zeit, ihnen zu schreiben.