Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 5. Oktober 1944

Abg.: 6.10.44

Erh.: 22.10.44

Erl.: 23.10.44.

Soldat
Horst Schmitt
F.No. 19747 B
19757 B

Absender: H. Schmitt, Bocholt i. W.,
21 Nordallee 4.

Nr. 18.

Bocholt, 5. Okt. 44.

Lieber Horst!

Heute, an meinem 51. Geburtstag, gedenken wir auch Deiner und senden Dir herzliche Grüße. Zunächst mal vielen Dank für Deine Briefe vom 17. bzw. 20.9., von denen der erstere drei Tage nach dem zweiten ankam. Die Post hat eben ihre Launen, genau so wie das Kommiß. In Deinem Brief vom 17. hast Du uns wieder einmal gründlich die Zähne lang gezogen von wegen Kottelet in der Größe einer halben Bratpfanne und Rührei aus vier Eiern, dazu Sahnekuchen und Pudding! Das ist ja das reinste Schlaraffenland. Wenn wir nur die Hälfte davon hätten, würden wir meinen Geburtstag zünftiger begehen. Aber das kommt ja später alles wieder. Hier ist sonst noch alles beim Alten. Wir befreunden uns immer mehr mit dem Gedanken, hier zu bleiben. Und es sieht ja auch einstweilen so aus, daß die Front im Westen im grossen und ganzen steht. Hoffentlich bleibt es so. Gestern erhielten wir einen Brief von Erfurt, in dem Tante Leni uns schreibt, daß sie Dir und Helmut geschrieben habe. Schreibe ihnen gelegentlich mal in gewissen Abständen, damit die Erfurter uns Nachricht geben können, falls wir direkt vor Dir mal nichts bekommen sollten. Wohl gemerkt: das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, die hoffentlich nicht praktisch zu werden braucht. Heute abend werden wir mal wieder zu Beltings gehen und dabei auch unserer Söhne in Jütland gedenken, denen es hoffentlich noch so gut geht wie den Alten daheim. In diesem Sinne seid Ihr beide, Du und Heinz, recht herzlich gegrüßt von

Vater und Mutter

Herzliche Grüße von Mutter.