Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 9. Januar 1945
Abg.: 9.1.45.
Erh.: 18.1.45.
Erl.: 20.1.45.
Kanonier Horst Schmitt
l. A. E. Abtlg. 6. ON-Batterie
Osnabrück
Scharnhorstkaserne.
Absender: H. Schmitt, Bocholt i. Westf.,
21 Nordallee 4
Nr. 2.
Bocholt, den 9. Januar 1945.
Lieber Horst!
Gestern erhielten wir von Heinz einen Brief, in dem er mitteilte, daß Du, der Liebling der Götter, einen Transport nach Dänemark unternommen hättest, um neue „Opfer“ in die alte Stellung zu bringen. Hoffentlich bist Du mittlerweile wieder in Osnabrück gelandet, damit Du die freudige Nachricht, die wir soeben erhielten, auch möglichst schnell erhälst. Wir erhielten nämlich soeben – nach fast 3 ½ Monaten!!! – eine Karte von Helmut vom 21. Dezember aus Brod an der Drau, in der er uns mitteilt, daß er noch am gleichen Tage nach Agram fahre, um dann schnurstracks in die Heimat zu fahren!!! Du kannst Dir, lieber Horst, gar nicht die Freude vorstellen, die wir beide gehabt haben, als wir so unverhofft wie ein Blitz aus heiterem Himmel diese überraschende Nachricht erhielten. Unser Junge ist aus dem Kessel heraus!!!! Er befindet sich auf dem Weg nach Deutschland!!! Er gab seine alte Feldpostnummer 59914 B an, aber schrieb dabei, daß wir ihm auf diese Nummer nicht schreiben könnten, da er versprengt sei. Uns interessiert es nur, wie er durch den wilden Balkan gekommen ist – das grenzt fast an ein Wunder. Na, hoffentlich haben wir bald Gelegenheit, Dir näheres durch Brief oder sogar persönlich darüber zu berichten. Für heute sei herzlich gegrüßt von
Vater und Mutter, die überglücklich sind.
Da ist nichts mehr hinzu zu fügen. Du wirst ja wohl auch fühlen, was diese Nachricht für uns bedeutet. Herzliche Grüße Mutter.