Horst Schmitt an seine Eltern, 4. Februar 1945
Osnabrück, 4.2.44.
Ihr Lieben!
Wieder einmal ist Sonntag und ich habe Ausgang. Dieser Ausgang ist ein merkwürdig Ding. Laut Dienstplan ist seit 14 h Ausgang. Jetzt ist es 17,30 h. Diese ganze Zeit über hat man uns mit Appellen und Zeltdurchgängen beschäftigt. Und das ging so: Planmäßig hatten wir um 14 h Zeltdurchgang. Selbstverständlich wurde die ganze Mittagspause hindurch geputzt. Ungefähr eine halbe Stunde brauchte der Spieß, bis er sich zu uns bequemte. Natürlich fand er hier und da etwas zu bemängeln. Aber er war nicht hartherzig. Da kamen die Korporäle und setzten einen Nachappell an. Was haben wir uns gefreut! So wurde es 15,30 h. Mit einiger Ver-
spätung kamen die Herren. Sie waren noch viel weniger zufrieden als der Spieß. Eine nochmalige Nachbesichtigung war der Erfolg. Unsere Stimmung stieg! Die Meisten verzichteten auf den Ausgang. Da man aber nur im Kaffee Briefe schreiben kann, mußte ich unbedingt Ausgang haben. Auch beim 2. Nachappell fielen die Meisten durch. Trotzdem gab es Urlaub. Nach einem Ausgangsappell konnten wir endlich ausgehen. Gott sei Dank, sind wir schon so lange Soldat, daß man sich da nicht mehr darüber ärgert. Ich erzähle das mal, da mit Ihr beiden so etwas erfahrt von den vielen kleinen Freuden, die man beim Komiß hat.
Zu Beginn dieser Woche hatten wir eine Vorbesichtigung durch den Herrn
Regimentskommandeur. Das übliche Theater!
In der letzten Zeit gingen des öfteren Gerüchte um, die sich mit einer Abstellung zum Felde befassen. Heute haben wir nun eine endgültige Erklärung von unserem Lehrgangsleiter erhalten. Der zufolge werden wir unter Umständen schon in der nächsten Woche nach Braunschweig versetzt, um dort unseren Lehrgang zu beenden, wohlgemerkt zu beenden. Das stellt er fest nach den augenblicklichen Ereignissen. Die Begründung unserer Versetzung ist die, daß es dort in puncto Fliegeralarm ruhiger ist, als hier. Grund zur Besorgnis ist also nicht vorhanden.
Habt Ihr von Helmut nichts mehr gehört? Was macht Ihr noch?
Die besten Grüße sendet Euch
Euer Ältester.