Vater Schmitt an Sohn Horst, 4. März 1945
Abg.: 5.3.45.
Erh.: 11.3.45.
Erl.:
Kanonier Horst Schmitt
3/ON-Abtg.
20 Braunschweig-Rautheim
Roselieskaserne
Absendedr: H. Schmitt, Bocholt, Westf.,
21 Nordallee 4
Nr. 10.
Bocholt, den 4. März 1945.
Deine beiden Briefe vom 4. bzw. 12.2. (ersterer aus Osnabrück und der letztere aus Braunschweig) haben wir am 28.2. erhalten und bereits am 29.2. durch Brief Nr. 9 beantwortet. Hoffentlich hast Du diesen Brief inzwischen erhalten wie auch den Brief Nr. 8, den ein Herr Kosthorst mit nach Mitteldeutschland genommen hat, um ihn dort irgendwo in den Kasten zu werfen, damit Du ihn schneller erhälst. Der Grund, warum wir heute schreiben, ist folgender: Die westlichen Gegner haben beinahe das ganze linke Rheinufer in Besitz genommen. Da liegt natürlich der Gedanke nahe, daß sie gelegentlich daran denken werden, auf das rechte Ufer hinüberzuwechseln. Wo das geschehen wird, wissen wir nicht, hoffentlich nicht hier am Niederrhein. Denn wir beiden haben einstweilen jedenfalls nicht vor, Bocholt zu verlassen. Sollte der Feind Bocholt gelegentlich beasen, dann werden wir uns schon so verhalten, daß er uns nicht findet. Es kann aber sein, daß Du dann eine Zeitlang natürlich keine Post von uns erhälst. Dann brauchst Du nicht gleich das Schlimmste anzunehmen. Es wird schon alles gut gehen. Wir haben Helmut im gleichen Sinne geschrieben (Seine Adresse: Gefr. H. Sch., Res-Laz.III, Erlangen, Nervenklinik, Innere Abtlg.) und möchten auch Dich bitten, an die Erfurter Verwandten (Dr. H. Decker, Erf., Arnstädter Str. 20) zu schreiben, dann habt Ihr beide einen gewissen Halt und könnt mit einander in Berührung bleiben. Lange wird ja das alles wohl nicht mehr dauern, und darum kann man es schon verschmerzen, wenn man mal eine Zeitlang nichts von einander hört. Also, wohlgemerkt, das alles ist nur Vorsichtsmaßnahme. Man kann eben nicht wissen. Hoffen wir trotz allem das Beste, und in diesem Sinne sei herzlich gegrüßt von Vater und Mutter.
Meinem lb. Großen viele Grüße und baldiges Wiedersehen Mutter.