Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 26. Juni 1943

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Köln, den 26.6.43.

Mein lieber guter Peps!

Heute habe ich Deinen allerliebsten Brief erhalten. Wie ich aus Deinen Zeilen herausfühlen kann, hast Du mächtig großes Heimweh. Kenn’ ich doch auch diese Minuten, in denen man manchmal glaubt, der Schmerz würde einen überwältigen. Besonders verständlich, da Du noch keine Post von mir bekommen hast. Ich kann das garnicht begreifen, habe ich doch jeden Tag einen Brief abgeschickt. Wie kann das nur so lange dauern!

Ach, ja mein lieber Peps, was leben wir in einer traurigen Zeit! Wie schön könnte es sein. Und trotzdem, wenn ich manchmal daran denke, daß ich Dich überhaupt habe, daß es einen Menschen gibt, der mich so ganz lieb hat und den ich so richtig

lieb haben kann, dann wird’s mir ganz froh ums Herz, obwohl Du weit, weit von mir weg bist. Dann stell’ ich Dein Bild vor mich und schreib’ Dir einen lieben Brief und dann bin ich ganz bei Dir. -

Es wird einmal sehr schön werden, wenn uns nur das Schicksal keinen Streich spielt. Du sollst einmal mit mir nach Dresden ziehen. Dort gefällt es mir sicher auch, weil es Dir so gut gefällt. Keine zerstörten Häuser mehr sehen müssen! Wir würden in einem neuen kleinen Haus wohnen, nicht im eigenen oder alleine, aber in einem kleinen Haus möchte ich wohnen mit viel Sonne und Blumen. Und dann wärst Du da. Ich würde Dir jeden Mittag und abend an den Hals fliegen so - - - bumm.

......lauter kleine Küßchen!

Du Pepsi, es wird sehr schön! schön!

[Rest fehlt]