Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 16. März 1944

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Frankenforst, 16.3.44.

Mein allerliebster Adi!

Heute erhältst Du den ersten Brief aus unserem „neuesten“ Heim. Wir sind zwei Tage lang umgezogen und sind heute Gott sei Dank so weit eingerichtet.

Wir sind ganz gut untergebracht.

Wir haben ein anständiges Doppelschlafzimmer und aufhalten dürfen wir uns in einem kleinen Wohnzimmer. So bequem wie im Hotel ist es ja gerade nicht, aber die Hauptsache ist doch, daß man keine Angst vor den Fliegern zu haben braucht.

Ach Liebster, wenn Du wüßtest, wie sehr ich das arme Tier habe. Ich habe eine

solch wahnsinnige Sehnsucht nach Dir und kann es einfach nicht verstehen, daß Du nicht mehr hier bist, wo doch alles so wunderschön war. Und dann die Sorgen, Liebling, kannst Du Dich in meine Sorgen hineinversetzen, die ich um Dich habe? Wärest Du doch schon wieder hier. Wie lange mag es noch dauern. Doch was nutzt da alles wehklagen. Komm’ mir heil wieder! Ich hab’ Dich doch so lieb. Ein Leben ohne Dich? Nein, das wäre doch garnicht denkbar. Du mußt viel an mich denken, dann wird schon alles gut werden. -

Morgen werden es drei Wochen, daß ich nach Goch gefahren bin. Es war so

wunder-wunderschön, wie ein Traum.

Lieber lieber Liebling, vergiß all’ die bösen Stunden! Sie wurmen mich ja so sehr. Besonders die dumme Geschichte mit K.O. und nun stell’ Dir mal vor, er hat mich sogar draufgesetzt. Aber das schadet mir garnichts. Ich schwöre Dir: nie mehr!!! Nur kann ich mich heute noch schwarz ärgern über den schönen Nachmittag, der uns Beiden deswegen verloren gegangen ist. - Mein lieber Adi, hast mich auch jetzt noch lieb? - Du schreibst mir am besten vorläufig zur Sparkasse.

Für heute Gute Nacht!

Einen lieben lieben Kuß

Deine Annelie.