Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 21. März 1944

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Köln, den 21.2.44.

Mein lieber Adi!

Jetzt ist es schon 10 Uhr. Du bist schon längst in Goch und vielleicht liegst Du auch schon im „Bett“. Ich kann heute nicht eher schlafen gehen, bevor ich Dir ein paar Zeilen geschrieben habe.

Ja, so ein Urlaub ist schön, - vielleicht auch zu lange - weil man sich während fünf Wochen wieder zu sehr an das Schöne gewöhnt und die Trennung fällt dann doppelt schwer. Bestimmt, so weh wie heute war’s mir noch bei keinem Abschied ums Herz. Ich habe mir auf dem Bahnhof die Backen von innen wund gebissen, damit ich

nur nicht zu weinen brauchte. Wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich mich bestimmt nicht beherrschen können. Aber nun ist es gut. Ich glaube nämlich fest an ein Wiedersehen am kommenden Sonntag. Liebling, ich muß Dich nochmal sehen, Dich nochmal küssen können und Dich ganz alleine für mich besitzen können. Deine Eltern wissen wegen Sonntag schon Bescheid. Du Peps, Liebster, ich freue mich so auf kommenden Sonntag. Schreib mir bald Bescheid deswegen. -

Ich danke Dir für alle Stunden, für alle schönen Stunden, jetzt in Deinem Urlaub. Sie waren doch schön oder nicht? Ach, ich hab’ Dich ja so sehr lieb und bleibe immer

Deine Annelie.