Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 19. Dezember 1943

41 a

Köln, den 19.12.43.

Mein lieber Adi!

Nun sind wir wieder aus dem Kino zurück. Ich war so froh, daß uns Dein Anruf noch vorher erreicht hat. Stell’ Dir mal vor, wenn wir nun weggewesen wären. Wir standen doch schon in Hut und Mantel da.

O, ich hätte mich totgeärgert. Wir hatten schon garnicht mehr mit einer Verbindung mit Budweis gerechnet. Wie glücklich war ich, als ich Deine liebe Stimme hörte.

Solche Minuten möchte man in die

Ewigkeit hinaus ziehen. Du warst doch auch sehr froh, gell? Das habe ich doch an Deiner Stimme gehört, wie Du das „endlich“ gesagt hast. Nun kann ich es kaum mehr erwarten, bis wir endlich Januar haben und Du kommst. Ich freue mich ja ganz wahnsinnig. Wenn ich daran denke und mir Dein liebes Gesicht vorstelle, hüpft mir das Herz vor Freude, lieber, lieber Peps. -

Und ein Weihnachtspäckchen hast Du mir auch gemacht? Das ist aber lieb von Dir. Wie ich mich darauf freue. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Es ist schon besser, wenn Du es selbst mitbringst,

mit der Post ist es doch vier Wochen unterwegs und es könnte verloren gehen. In der Zeit bist Du ja längst hier, noch drei bis vier Wochen! Sie gehen auch vorüber. -

Sonst gibt’s hier wenig Neues.

Heute hat’s den ganzen Tag geregnet. Noch fünf Tage und wir haben heiligen Abend. Es kommt nirgendwo eine rechte Weihnachtsstimmung auf. Es ist ja auch kein Wunder bei diesen Zeiten. Du wirst das Weihnachtsfest nun im Kreise Deiner Kameraden verbringen. Denkst Du auch an mich? Natürlich ja, wie könnte es auch

anders sein. -

Wir werden Dich am 1. Feiertag anrufen. Ich freue mich schon heute darauf.

Für heute nun will ich schließen.

Liebe Grüße und Küsse

Deine Annelie.