Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 19. November 1943

Budweis, 19.11.43.

Meine liebe Annelie!

Jetzt wirst Du gewiß die Enttäuschung fast überwunden haben, grad’ so wie ich. Nun, es bleibt uns ja auch garnichts anderes übrig. -

Gestern war ich kurz von den Socken! Ja, da hat mein Nebenmann doch tatsächlich Besuch bekommen; seine Eltern. Und die Leute haben ohne Bescheinigung des Lazarettes von ihrer Polizei die Einreisegenehmigung bekommen. Ich war platt. - Bei uns in der Stadt wird ja so ein „Dreh“ leider nicht möglich sein. Und dann braucht man einen polizeilichen Personalausweis, den Du leider - soviel ich weiß! - keinen hast. Also ist es sowieso Essig mit dem Besuch. - Schließlich hat man sich ja auch schon damit abgefunden.

Vielleicht könnt Ihr mich wieder anrufen, ich muß mir doch mal die Tel. Nr. dieses Lazarettes besorgen, dann ist es für Euch ein-

facher. Im Übrigen gibt es aber hier in Budweis nur dies eine Lazarett, ein Anruf dürfte immer durchkommen. -

Budweis soll ein ganz nettes Nest sein. Auch die Eltern meines Kameraden, (auch ein ROB aus Dresden!) die gestern ankamen, waren angenehm überrascht. Hotels gibt es genug, sodaß es eine Kleinigkeit ist, hier Quartier zu bekommen. - Nun, was schreibe ich Dir das alles, es wird Dich gewiß nicht sonderlich interessieren, wo Du ja doch nicht kommen kannst. -

Jetzt warte ich wieder auf Post; Sonntag dürfte wohl die erste ankommen. Laufen eigentlich die Briefe nach Frankenforst viel länger, als zur Lindenstraße? Aber die letzten Briefe hätte ich wohl kaum ...

was meinst Du, mein Schatz!

Laß Dich grüßen + ganz lieb küssen von

Deinem Adi.